Interview mit Daniel Klajner zur Theaterschließung vom 2. bis 30. November
Herr Klajner, wie ist Ihre Gefühlslage, nachdem die Bundeskanzlerin angekündigt hat, dass alle Theater vom 2. bis zum 30. November zu schließen sind?
Natürlich trifft es uns alle, unser Publikum und
auch die Belegschaft, sehr. Aber es war in Anbetracht der exponentiell
steigenden Corona-Fallzahlen absehbar, und ich will an dieser Stelle
ausdrücklich betonen, dass wir uns mit Überzeugung
der Verordnung fügen. Denn bei den gesellschaftlichen Anstrengungen ist
eine Solidarität nötig, um die einzelnen Interessen der verschiedenen
Branchenbereiche nicht bei der Bekämpfung der pandemischen Ausbreitung
gegeneinander auszuspielen. Obwohl auch festzuhalten
ist, dass es deutschlandweit keine einzige nachgewiesene Ansteckung in
einem Theater oder Konzertsaal gab.
Welche Höhepunkte, auf die sich das Publikum schon eingestellt und gefreut hat, werden ausfallen?
Die gute Nachricht zuerst: Die großen drei für den
November geplanten Premieren, die Operette „Der Vetter aus Dingsda“, das
Musical „Lola Blau“ und die „Meerjungfrau“, können wir alle in den
Dezember schieben. Es wird so sein, dass wir
– was meines Wissens auch noch kein Theater so umgesetzt hat – am
ersten Dezemberwochenende auf drei aufeinanderfolgenden Tagen drei
Premieren rausbringen, beginnend mit „Der Vetter aus Dingsda“.
Bedauerlicherweise entfallen das Weihnachtsmärchen „Rumpelstilzchen“
in Sondershausen, zwei Sinfoniekonzerte, ein Kammerkonzert und unser
erstes Chorkonzert, auf das wir uns schon so gefreut haben.
Das heißt, Sie glauben fest daran, dass im Dezember das Theater wieder öffnet?
Klar! Wenn wir nicht, so wie auch in der
Vergangenheit, daran glauben würden, dass wir gleich nach den
Beschränkungen wieder auftreten werden und uns dementsprechend
vorbereiten, dann hätten wir überhaupt keinen Spielplan.
Wie gehen die Mitarbeiter mit dem erneuten Lockdown um?
Als hinter dem Theater der erste Blindgänger aus
dem zweiten Weltkrieg gefunden wurde und wir für zwei Tage schließen
mussten, dachten wir, dass die Welt, unsere Welt untergeht. Dann kam
Corona … Was wir schon immer von uns selbst wussten,
hat sich da noch viel klarer gezeigt: Unser Wille zu spielen ist
übermächtig. Dabei sind wir kreativ, flexibel, zu fast jedem Kompromiss
bereit, arbeiten bis über die Leistungsgrenzen hinaus und spielen sofort
dann, wenn wir wieder dürfen. So bereiten wir
uns in großer Vorfreude minutiös darauf vor, unser Publikum mit
Aufführungen und Konzerten im Dezember von Neuem zu beglücken.
Gerät die Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH wegen der neuerlichen Schließung in eine finanzielle Schieflage?
Nein, denn die Finanzierung ist seit 2016
langfristig bis Ende 2024 sichergestellt. Die Einnahmeausfälle können
wir durch geeignete Maßnahmen, die künstlerisch nicht sichtbar werden,
ausgleichen.
Was können diejenigen Theaterbesucher machen, die schon Karten für Veranstaltungen gekauft haben, die nicht stattfinden werden?
Sie haben die Möglichkeit Karten für später stattfindende
Vorstellungen zu tauschen. Der Eintrittspreis kann auch in Form eines
Gutscheins erstattet werden. Mit dem Verzicht auf eine Erstattung kann
dem Theater geholfen werden, die finanziellen Ausfälle
etwas zu minimieren. Eine Spendenquittung wird vom Kassenpersonal gerne
ausgestellt. Eine Rückerstattung des Eintrittspreises ist
selbstverständlich auch möglich. In jedem Fall ist es erforderlich, die
Originaleintrittskarten mit dem online erhältlichen Formular
an die Theaterkasse zurückzusenden.
Die
Theaterkasse bleibt zu den bekannten Öffnungszeiten erreichbar. Die
Mitarbeiter*innen stehen auch per Mail oder telefonisch mit Rat und Tat
zur Seite.
Wir wünschen Ihnen und uns allen eine baldige „Wiedereröffnung“.
Herzlichen Dank! – Was ich noch anmerken möchte:
Alle Veranstaltungen des TN LOS! finden bis diesen Sonntag, 1. November,
wie angekündigt statt. Ich möchte die Besucher anregen, die Angebote
wahrzunehmen, auch diejenigen im Dezember. So
kann sich jeder eine private Freude machen und damit gleichzeitig ein
starkes Signal für die Erhaltung der Kultur setzen.
Wir bieten auch ein Geschenk-Wahlabo an, mit dem
Besucher das Theater unterstützen und zugleich anderen – etwa zu
Weihnachten – eine Freude bereiten können.
Und noch etwas: Anfang November geben wir den
Spielplan für Januar bis Mai bekannt. Auch hierfür können dann Karten
erworben werden!
Wir freuen uns auf unser Publikum!
Foto: Intendant Daniel Klajner (Fotograf: Marco Kneise)
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