Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
16.06.2023
097
Heiligtumsfahrt Aachen 2023
Bischof Bätzing: „Du selbst bist der beste Grund, in der Kirche zu
bleiben“
Am vergangenen Freitag (9. Juni 2023) ist in Aachen die Heiligtumsfahrt eröffnet worden.
Seit
über 660 Jahren kommen Menschen als Pilger nach Aachen zu dieser
Heiligtumsfahrt. Ihr Ziel ist die Verehrung von vier Reliquien, die seit
der Zeit Karls des
Großen als Schatz im Aachener Dom aufbewahrt werden. Der Geschichte
nach erhielt Karl die Reliquien um das Jahr 800 n. Chr. als Geschenk aus
Jerusalem. Seit 1349 werden die Reliquien alle sieben Jahre den
Gläubigen aus dem europäischen Raum und aus aller Welt
gezeigt und dazu für den Zeitraum von zehn Tagen aus dem goldenen
Marienschrein im Aachener Dom entnommen.
An
diesem Freitag (16. Juni 2023) hat der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, den Pilgergottesdienst der
Heiligtumsfahrt vor dem Aachener
Dom gefeiert. In seiner Predigt erinnerte er an den tschechischen
Priester und Soziologen Tomáš Halík, der in dem Buch
Der Nachmittag des Christentums. Eine Zeitansage die
unübersichtliche Krisenlage der Kirche konstruktiv und positiv gedeutet
hat. „Viele unserer Begriffe, Vorstellungen und Erwartungen, viele
Formen unseres Glaubens, viele Gestalten der Kirche und der
Theologie, so Halík, müssten sterben – sie waren zu klein. Unser Glaube
müsse die Mauern überwinden, die von unserer Angst, unserem Mangel an
Mut aufgerichtet wurden; wie Abraham gelte es, auf unbekannten Wegen
hinausziehen in eine unbekannte Zukunft. Auf
den neuen Wegen werden wir vermutlich Menschen begegnen, die ihre
eigenen, für uns überraschend unbekannten Vorstellungen über die
Richtung und das Ziel des Weges haben. Und auch diese Begegnungen werden
für uns ein Geschenk sein“, fasste Bischof Bätzing Tomáš
Halík zusammen.
Das
Motto der diesjährigen Aachener Heiligtumsfahrt, „Entdecke mich“, gelte
zu allen Zeiten neu, so Bischof Bätzing: „Wo sich gerade alles ändert,
wo vieles zerbricht,
wo Hunderttausende jedes Jahr ihre Verbindung zur Kirche mehr oder
weniger kappen, wo angesichts eklatanter Krisen und wenig greifbarer
Veränderungen in der Kirche zunehmend auch die Hochverbundenen unsicher
werden und insgesamt Zuversicht schwindet, wo zeigen
sich denn die ‚zarten Pflänzchen‘ neuen Wachstums? Wo geben sich denn
Zeichen der Gegenwart Jesu Christi in unserer Zeit zu erkennen, aus
denen Zukunft aufscheint?“
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zeigte an mehreren
Beispielen diese „Pflänzchen neuen Wachstums“ auf. In Frankfurt am Main
habe er das Wirken der Schwestern
von Mutter Teresa im Bahnhofsviertel erlebt, bei den Menschen „ganz
unten“. Die Ordensfrauen kennen Einzelne und sprechen sie an: „Aber ihr
eigentliches Anliegen ist es, diesen Menschen mit einem Brot zugleich
etwas Zuwendung zu schenken. Die, die zusammenkommen,
wissen es: Zuerst wird gebetet. Diesen Augenblick werde ich nicht
vergessen. Es sind ja nicht alles Christen und Christinnen, die da
zusammenkommen. Aber alle sind unruhig Getriebene durch ihre
Abhängigkeit. Und dann stellt sich bei dem kurzen Gebet ein Moment
der Würde ein. Jede Einzelne und jeden Einzelnen von diesen Menschen
sieht Gott. … Der gütige Blick und die Geste der Schwestern bringen Gott
ins Spiel dieser unwürdigen Verhältnisse, und das ist mehr als man
hoffen darf“, so Bischof Bätzing.
Als
weiteres Beispiel nannte er die Erfahrung mit Pilgerinnen und Pilgern
in Lourdes, darunter junge Menschen, die als Freiwillige die Kranken
betreuten. Einer von ihnen
habe gefragt, warum er noch in der Kirche bleiben solle. „Die
Aufmerksamkeit war groß, und wir haben in der ganzen Gruppe lange
ehrlich miteinander gerungen; wie gut, dass der kritische Mensch seine
Frage gestellt und nicht für sich behalten hat. Mehrmals
trafen wir uns in den nächsten Tagen und ich sah ihn immer wieder
fröhlich im Gespräch mit Kranken. Am Sonntagabend aber war ich bass
erstaunt. Da trug er das Kreuz und führte mit anderen aus der Gruppe die
Lichterprozession an, würdig und konzentriert. Und
ich dachte mir: Ob da im Herzen und im Kopf dieses jungen Mannes etwas
geschieht?“ Bischof Bätzing fügte in seiner Predigt noch die Antwort
hinzu, die er dem jungen Mann auf seine Frage gegeben hatte: „Du selbst
bist der beste Grund, in der Kirche zu bleiben.“
Hinweis:
Die Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing bei der Aachener Heiligtumsfahrt finden Sie als PDF-Datei in der Anlage
sowie nach Ablauf der Sperrfist unter
www.dbk.de.
Weitere Informationen zur
Aachener Heiligtumsfahrt
sind unter
https://heiligtumsfahrt-aachen.de/start/ verfügbar.
Die Deutsche Bischofskonferenz
ist
ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in
Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: Juni 2023) aus
den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an.
Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben,
zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von
Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen.
Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz
ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und
Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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