Der Präsident des
Gesamtverbandes der deutschen Wohnungswirtschaft (GdW), Axel
Gedaschko, hat am Mittwoch das erste Mal in seiner Amtszeit die
Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) in Nordhausen besucht. Der
Chef des Dachverbandes sowie die beiden Direktoren der Thüringer
Wohnungswirtschaft, Reinhard Guhr und Jürgen Elfrich, informierten
sich bei ihrer Sommertour über die Wohnungslandschaft der
Rolandstand, über besondere Projekte und drängende Probleme.
Nordhausen müsse sich
nicht hinter Erfurt, Weimar oder Jena verstecken, sagte SWG-Chefin
Inge Klaan. Doch anders als die drei großen Städte im Freistaat
habe Nordhausen ein Problem nicht: „Wir brauchen keinen sozialen
Wohnungsbau. Denn wir haben bereits ein sehr soziales Mietniveau“,
erläuterte Klaan. Die Durchschnittsmiete der SWG liege
beispielsweise bei 4,58 Euro pro Quadratmeter und damit noch immer
unter Thüringer Durchschnitt. „Was uns fehlt, sind 4- und
5-Raum-Wohnungen. Hierfür gibt es die meiste Nachfrage, die wir
momentan
nicht decken können“, berichtete Klaan und macht für
diesen Trend zwei Gründe aus: Zum einen würden junge Familien
wieder mehr Kinder bekommen, zum anderen benötige man auch für die
Unterbringung von Flüchtlingen größere Wohnungen. „Diese
Familien sind oftmals viel größer als deutsche Familien“,
berichtete Klaan.
Ein
Neubau von Sozialwohnungen brauche Nordhausen nicht: Gemeinsam mit
der Stadt und den beiden Wohnungsunternehmen habe man Anfang des
neuen Jahrtausends einen gut abgestimmten Stadtumbauprozess in Gang
gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass man in Nordhausen heute eine
Leerstandsquote von rund drei Prozent habe. „Auch das ist ein
Spitzenwert in Thüringen“, so Klaan weiter. Axel Gedaschko lobte
die gute Zusammenarbeit der beiden Wohnungsunternehmen. Nordhausen
könne sich sehen lassen, so das Urteil des Berliner GdW-Chefs.
Ausruhen könne man sich
auf diesen guten Ergebnissen allerdings nicht, sagte Klaan.
Insbesondere der demografische Wandel erfordere in den kommenden
Jahren vor allem in Nordhausen-Nord einen weiteren Stadtumbauprozess.
Nord sei ein sehr beliebter Wohnstandort. „Wir haben momentan kaum
Leerstand, lediglich zwölf Wohnungen sind nicht vermietet“, sagt
Klaan. Das 24 Hektar große Quartier ist die Heimat von insgesamt
2054 Nordhäusern, mit 766 Wohnungen vermietet die SWG mit deutlichem
Abstand zu WBG (384 Wohnungen) und privaten Vermietern (120
Wohnungen) die meisten Wohnungen in diesem Quartier. Der
Altersdurchschnitt der SWG-Mieter liegt bei 51,7 Jahren; doch über
ein Drittel ist älter als 65 Jahre. „Wir stehen in Nord in den
nächsten Jahren vor einem Generationenwechsel. Mit dem
IBA-Stadtumbau wollen wir diesen Stadtteil fit für die nächste
Generation machen“, erläuterte Klaan den rund 20 Gästen.
Gemeinsam mit Stadt und WBG wolle man noch in diesem Jahr einen
Realisierungswettbewerb ausloben. Ziel des Stadtumbau-Prozesses solle
es sein, mit wenig Mitteln viel zu erreichen. Neben der energetischen
Sanierung der Wohnblöcke und der Schaffung weiterer größerer
Wohnungen solle auch die Aufenthaltsqualität durch mehr Freiflächen
und Grün in Nord verbessert werden.
Zum Abschluss
präsentierte die SWG-Chefin den Wohnungsexperten die drei größten
SWG-Projekte der vergangenen sieben Jahre. Im Fokus standen hierbei
die mit Preisen ausgezeichneten Quartiere und Wohnhäuser. Start der
Besichtigungstour war der Wohnstandort Kornmarkt/Kranichstraße, für
den SWG und Stadt (mit Bürgerhaus und Bibliothek) im vergangenen
Jahr mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur ausgezeichnet
worden sind. Weiter ging es in die Domstraße 12, für dessen
Sanierung die SWG in diesem Jahr den Thüringer Denkmalpreis erhalten
hat. „Als städtisches Unternehmen bekommen wir immer mal eine
Sonderaufgabe“, sagte Klaan. Die Sanierung von Nordhausens ältestem
Gebäudeensemble sei eine solche gewesen.
Nur wenige hundert Meter
entfernt habe man mit der Sanierung der denkmalgeschützten Häuser
in der Schärfgasse ein Großprojekt gestemmt: Nach vielen Jahren des
Leerstandes entstand im Herzen der Altstadt ein neues, lebendiges
Quartier mit 32 hochwertigen und ganz individuellen Wohnungen. Mit
diesem Projekt habe die SWG eine Initialzündung für die Altstadt
gegeben, die jetzt einen regelrechten Bauboom erlebe, so Klaan
abschließend.
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