Freitag, 1. September 2017

Auf Sommertour in Nordhausen: GdW-Wohnungsexperten besuchen SWG

Der Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko, hat am Mittwoch das erste Mal in seiner Amtszeit die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) in Nordhausen besucht. Der Chef des Dachverbandes sowie die beiden Direktoren der Thüringer Wohnungswirtschaft, Reinhard Guhr und Jürgen Elfrich, informierten sich bei ihrer Sommertour über die Wohnungslandschaft der Rolandstand, über besondere Projekte und drängende Probleme.
Nordhausen müsse sich nicht hinter Erfurt, Weimar oder Jena verstecken, sagte SWG-Chefin Inge Klaan. Doch anders als die drei großen Städte im Freistaat habe Nordhausen ein Problem nicht: „Wir brauchen keinen sozialen Wohnungsbau. Denn wir haben bereits ein sehr soziales Mietniveau“, erläuterte Klaan. Die Durchschnittsmiete der SWG liege beispielsweise bei 4,58 Euro pro Quadratmeter und damit noch immer unter Thüringer Durchschnitt. „Was uns fehlt, sind 4- und 5-Raum-Wohnungen. Hierfür gibt es die meiste Nachfrage, die wir momentan
nicht decken können“, berichtete Klaan und macht für diesen Trend zwei Gründe aus: Zum einen würden junge Familien wieder mehr Kinder bekommen, zum anderen benötige man auch für die Unterbringung von Flüchtlingen größere Wohnungen. „Diese Familien sind oftmals viel größer als deutsche Familien“, berichtete Klaan.
Ein Neubau von Sozialwohnungen brauche Nordhausen nicht: Gemeinsam mit der Stadt und den beiden Wohnungsunternehmen habe man Anfang des neuen Jahrtausends einen gut abgestimmten Stadtumbauprozess in Gang gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass man in Nordhausen heute eine Leerstandsquote von rund drei Prozent habe. „Auch das ist ein Spitzenwert in Thüringen“, so Klaan weiter. Axel Gedaschko lobte die gute Zusammenarbeit der beiden Wohnungsunternehmen. Nordhausen könne sich sehen lassen, so das Urteil des Berliner GdW-Chefs.
Ausruhen könne man sich auf diesen guten Ergebnissen allerdings nicht, sagte Klaan. Insbesondere der demografische Wandel erfordere in den kommenden Jahren vor allem in Nordhausen-Nord einen weiteren Stadtumbauprozess. Nord sei ein sehr beliebter Wohnstandort. „Wir haben momentan kaum Leerstand, lediglich zwölf Wohnungen sind nicht vermietet“, sagt Klaan. Das 24 Hektar große Quartier ist die Heimat von insgesamt 2054 Nordhäusern, mit 766 Wohnungen vermietet die SWG mit deutlichem Abstand zu WBG (384 Wohnungen) und privaten Vermietern (120 Wohnungen) die meisten Wohnungen in diesem Quartier. Der Altersdurchschnitt der SWG-Mieter liegt bei 51,7 Jahren; doch über ein Drittel ist älter als 65 Jahre. „Wir stehen in Nord in den nächsten Jahren vor einem Generationenwechsel. Mit dem IBA-Stadtumbau wollen wir diesen Stadtteil fit für die nächste Generation machen“, erläuterte Klaan den rund 20 Gästen. Gemeinsam mit Stadt und WBG wolle man noch in diesem Jahr einen Realisierungswettbewerb ausloben. Ziel des Stadtumbau-Prozesses solle es sein, mit wenig Mitteln viel zu erreichen. Neben der energetischen Sanierung der Wohnblöcke und der Schaffung weiterer größerer Wohnungen solle auch die Aufenthaltsqualität durch mehr Freiflächen und Grün in Nord verbessert werden.
Zum Abschluss präsentierte die SWG-Chefin den Wohnungsexperten die drei größten SWG-Projekte der vergangenen sieben Jahre. Im Fokus standen hierbei die mit Preisen ausgezeichneten Quartiere und Wohnhäuser. Start der Besichtigungstour war der Wohnstandort Kornmarkt/Kranichstraße, für den SWG und Stadt (mit Bürgerhaus und Bibliothek) im vergangenen Jahr mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur ausgezeichnet worden sind. Weiter ging es in die Domstraße 12, für dessen Sanierung die SWG in diesem Jahr den Thüringer Denkmalpreis erhalten hat. „Als städtisches Unternehmen bekommen wir immer mal eine Sonderaufgabe“, sagte Klaan. Die Sanierung von Nordhausens ältestem Gebäudeensemble sei eine solche gewesen.

Nur wenige hundert Meter entfernt habe man mit der Sanierung der denkmalgeschützten Häuser in der Schärfgasse ein Großprojekt gestemmt: Nach vielen Jahren des Leerstandes entstand im Herzen der Altstadt ein neues, lebendiges Quartier mit 32 hochwertigen und ganz individuellen Wohnungen. Mit diesem Projekt habe die SWG eine Initialzündung für die Altstadt gegeben, die jetzt einen regelrechten Bauboom erlebe, so Klaan abschließend. 

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