Abschluss des zweiten „Forum Jugendpastoral“ in Münster
Unter
dem Titel „An Jesus Christus Maß nehmen“ ist heute in Münster das
zweite „Forum Jugendpastoral“ zu Ende gegangen. Ziel des Forums war die
Betrachtung aktueller jugendsoziologischer Tendenzen und die Entwicklung
von Visionen einer zukünftigen Jugendpastoral sowie entsprechender
Handlungsoptionen. Rund 140 Akteure der katholischen Jugendpastoral aus
Deutschland und Österreich waren der Einladung der Jugendkommission der
Deutschen Bischofskonferenz gefolgt. Die Veranstaltung wurde von der
Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj)
durchgeführt.
In
seinem Einführungsstatement betonte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
(Speyer), Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen
Bischofskonferenz: „Bereits die Würzburger Synode gibt uns die Aufgabe,
unser Denken und Handeln immer wieder an Jesus Christus auszurichten.
Dabei stehen wir in der Spannung zugleich die Lebensrealität von jungen
Menschen wahr- und ernst zu nehmen. Die hier vertretene Vielfalt der
pastoralen Angebote ist eine notwendige Dimension, um volles Menschsein
zu verwirklichen. Jeder braucht den anderen mit seinem Charisma, um dem
wichtigsten Kriterium gerecht werden zu können: dem Maßstab Christi.“
Experten
aus der Wissenschaft bezogen zu aktuellen jugendsoziologischen Fragen
Stellung. Peter Martin Thomas von der Sinus-Akademie in Stuttgart ging
auf das soziale Leben und die Vergemeinschaftung junger Menschen ein:
„In einer Welt, die unzählige Optionen bereithält, erfahren junge
Menschen in Gemeinschaften Anerkennung in Form von Liebe, moralischem
Respekt und sozialer Wertschätzung.“ Um Jugendliche auch längerfristig
zu binden, müsse Jugendpastoral flexibel auf die Bedürfnisse und
Interessen der jungen Menschen eingehen. Sie solle zugleich eine
vorwärtsgewandte Sicherheit bieten und „verführen“: ihre Potenziale
attraktiv verpacken und gut verkaufen. „Gemeinschaft ist gut,
Gemeinschaft ist wichtig, solange sie im richtigen Maß bleibt“, so sein
abschließendes Fazit.
Dr.
Julia von der Gathen-Huy vom Forschungsverbund DJI/TU Dortmund
referierte über „Bildung, Chancen und Teilhabe für alle“. „Die
Lebensphase Jugend lässt sich nicht mehr eindeutig von anderen
Lebensphasen abgrenzen, vielmehr werden an den Rändern verstärkt
Auflösungstendenzen sichtbar.“ Auch wenn die meisten Jugendlichen
ökonomisch gut abgesichert seien, lasse sich eine soziale Spaltung vor
allem im Bereich der Bildung erkennen. „Jugendarbeit muss sich künftig
mit einer stärker ausdifferenzierten Zielgruppe auseinandersetzen. Sie
muss lernen, mit Offenheit und Pluralität umzugehen. Sie wird sich
verändern und die große Herausforderung wird es sein, den
Veränderungsprozess bewusst und souverän zu gestalten“, betonte von der
Gathen-Huy.
Dr.
Thomas Gensicke, freiberuflicher Sozialforscher, bot den Teilnehmern
Einblicke in die kürzlich erschienene Shell-Jugendstudie 2015 und
lieferte verschiedene Momentaufnahmen einer Jugendgeneration in
Deutschland. Im Fokus stand dabei auch die Frage nach dem Verhältnis
junger Menschen zu den Themen Glaube und Religion. „Obwohl diese
weiterhin keine zentrale Rolle im Leben junger Menschen spielen, bleiben
sie eine konstante Größe“, so Gensicke.
Dr.
Jan-Hinrik Schmidt, Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der
Universität Hamburg, sprach zum Thema „Mediennutzung der Digital
Natives“ und betonte, digitale Medien seien ein wesentlicher Bestandteil
der Informationsumgebung von Jugendlichen, auch weil sie über das
Informationsmanagement hinaus alltägliches Identitäts- und
Beziehungsmanagement unterstützten. „Sie üben einen so großen Reiz aus,
weil sie Jugendliche bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
unterstützen und diese gleichzeitig verkomplizieren“, so Schmidt.
Jugendliche seien nicht per se „internetkompetent“. Eine Herausforderung
für Jugendpastoral bestehe darin, junge Menschen in ihren Lernprozessen
zu begleiten und zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der
„Universaltechnologie“ Internet zu befähigen.
Prof.
Dr. Matthias Sellmann von der Ruhr-Universität Bochum entwarf in seinem
Vortrag „One size fits all“ Kriterien zur Orientierung in der
Jugendpastoral. „Das Ziel von Jugendpastoral ist es, geistliche
Lebenskompetenz zu ermöglichen“, betonte Sellmann. Orientierung biete
dabei der Christus-Hymnus im Philipper-Brief 2,6–11, in dem vier
ineinander gründende Entwicklungsdimensionen benannt werden.
Jugendpastoral habe dementsprechend die Aufgabe, jugendliche
Lebenswirklichkeit anzuerkennen und jugendlichen Lebensmut zu fördern.
Die
Teilnehmer stellten mit den Mitgliedern der Jugendkommission ihre
Arbeitsfelder auf den Prüfstand und diskutierten die möglichen
Konsequenzen der aktuellen Trends. Bianka Mohr, Leiterin der afj, zog
ein positives Fazit: „Es ist gelungen, die Akteure der Jugendpastoral
untereinander und mit den Mitgliedern der Jugendkommission ins Gespräch
zu bringen. Die Begegnungen und fachlichen Inputs verpflichten nun, die
Konzepte der jeweiligen Felder genauer in den Blick zu nehmen und das
konkrete Handeln daran auszurichten. Wir werden uns die Frage stellen,
wie sie in den unterschiedlichen Kontexten geistliche Lebenskompetenz
ermöglichen können.“
Hintergrund
Das
„Forum Jugendpastoral“, das im April 2009 als neues Format der
Reflexion, Weiterentwicklung und Vernetzung der Jugendpastoral in
Deutschland eingeführt wurde, ist in diesem Jahr erfolgreich fortgeführt
worden. Es trat das Erbe des „Runden Tisches Osnabrück“ der
Jugendpastoral an und nahm die Initiativen, die vom Weltjugendtag in
Deutschland ausgegangen sind, auf.
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 05. November 2015
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