Mitteilung der GEW Thüringen am 02.09.2020
Aufruf an alle Abgeordneten demokratischer Parteien: Überwindet die Blockade des Finanzministeriums und erinnert Euch an Eure Versprechen!
Die
Abgeordneten des Thüringer Landtags werden ab kommenden Freitag, den
04.09.2020, über den Entwurf des Haushaltsplanes für das Jahr 2021
verhandeln und damit auch über die Bildungsausgaben des Landes. Die
GEW Thüringen fordert deshalb die Abgeordneten dazu auf, die
Blockadehaltung des Finanzministeriums in drei zentralen Punkten
auszuhebeln. Den öffentlichen Versprechen aller demokratischen
Parteien müssen nun auch konkrete Taten im Landtag folgen.
Als
Bildungsgewerkschaft weisen wir darauf hin, dass die Corona-Pandemie
schonungslos offengelegt hat, dass trotz aller gestiegenen Ausgaben
der Bildungsbereich nach wie vor unterfinanziert ist. Neben dem
Personal fehlt es an sächlicher und räumlicher Ausstattung, um
Bildungseinrichtungen krisenfest und coronasicherer zu gestalten. Der
vorgelegte Haushaltsentwurf entspricht in zentralen Punkten leider
nicht den bildungspolitischen Herausforderungen, die bewältigt
werden müssen. Insbesondere für drei der wichtigsten Anliegen
fordern wir von den Abgeordneten ein den Versprechen ihrer
Parteien gemäßes Abstimmungs- und Diskussionsverhalten:
1.
Hebung des Beschäftigungsumfangs von Horterzieher*innen auf 100
Prozent
Für die Anhebung des Beschäftigungsumfanges
sprechen zahlreiche fachliche Gründe: der planmäßige Einsatz von
Horterzieher*innen im Gemeinsamen Unterricht, die damit verbundene
bessere individuelle Förderung sowie die dadurch auch inhaltlich
fundierte Nachmittagsbetreuung. Mit Blick auf die Bewältigung
der Folgen der Corona-Pandemie erhält die Betreuungs- und
Förderungsfunktion der Horterzieher*innen nochmals ein besonderes
Gewicht. Nur mit vollem Personaleinsatz dieser Gruppe können die
Bildungs- und Betreuungsaufgaben der Grundschulen im Sinne der Kinder
geleistet werden.
2. Hebung der Grundschullehrkräfte
auf A13 / E13
Im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag
haben LINKE, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gemeinsam festgehalten:
„Grundschullehrerinnen und -lehrer werden in ihrer Besoldung den
Regelschul- und Gymnasialkräften gleichgestellt.“ Das von der
LINKEN geführte Bildungsministerium hat sich dieser Forderung
bereits angenommen und damit auch unsere Unterstützung verdient.
Zudem hat der bildungspolitische Sprecher der SPD, Thomas Hartung,
bereits im September 2018 in einer Pressemeldung klargestellt, „Der
stufenweisen Einführung der A 13 für Regelschullehrer müsse eine
bessere Bezahlung der Grundschullehrer folgen. ‚Das ist für mich
nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine notwendige
Voraussetzung, um von der bisherigen schulartbezogenen zu einer
modernen, an Schulstufen orientierten Lehrerausbildung übergehen zu
können‘“ Und auch Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische
Sprecherin der GRÜNEN, erklärte am 28.09.2018: „Perspektivisch
streben auch wir die Gleichbezahlung aller Lehrer*innen, also auch
der an und in unseren Grundschulen an.“
Im Antrag
„Attraktivität des Lehrerberufs erhöhen und Eigenverantwortung
der Schulen stärken“ hat sich auch die CDU zur gleichen Bezahlung
aller Lehrämter bekannt und dies auch im Hinblick auf den
Haushaltsentwurf noch einmal bekräftigt. Und auch die FDP hatte sich
2019 so geäußert: „Für uns Freie Demokraten steht deshalb fest:
Wir brauchen ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des
Lehrermangels. Dazu gehört unter anderem die Angleichung der
Besoldung der jeweiligen Schularten und eine bessere Ausbildung von
Quereinsteigern. Insgesamt muss der Lehrerberuf deutlich attraktiver
gemacht werden.“
Dazu Kathrin Vitzthum,
Landesvorsitzende der GEW Thüringen: „Wir setzen darauf, dass die
Abgeordneten zu diesen Versprechen ihrer Partei stehen und sich mit
ihrer Stimme dafür einsetzen. Denn im bundesweiten Wettbewerb um
Lehrkräfte ist die Wertschätzung und gleiche Besoldung ein
besonderes Zugpferd für Thüringen. Was das struktur- und
finanzschwache Bundesland Mecklenburg-Vorpommern kann, sollte auch in
Thüringen gelingen.“
3. Schaffung einer
Lehrkräfte-Vertretungsreserve
Seit 2013 verhandelt
die GEW Thüringen zum Personalentwicklungskonzept Schule eine
funktionierende Vertretungsreserve im Bereich der Lehrkräfte an
staatlichen Schulen. Sie wird dringend zur Unterrichtsabsicherung
benötigt und entlastet die Kollegien, die durch fast 1.000
langzeiterkrankte Lehrkräfte vielfach mehr leisten müssen, aber
oftmals aufgrund der „auf Kante genähten“ Personalsituation an
der Schule die Ausfälle nicht oder nur durch ständige Überlast
bewältigen können. Hohe Unterrichtsausfälle sind inzwischen die
Regel. Besonders attraktiv wird der Einsatz in der Vertretungsreserve
allerdings erst dann, wenn es sich um unbefristete Stellen handelt.
Die Verbesserungen im Bildungsbereich sind vor allem
der veränderten rot-rot-grünen Politik zu verdanken. Nun gilt es,
Bildung zukunftsfest und krisensicher zu finanzieren. Als GEW
Thüringen sind uns die fiskalischen Herausforderungen bekannt.
Dennoch gilt jetzt erst recht: Mehr Geld für Bildung!
Wir
fordern die Thüringer Landtagsabgeordneten aller demokratischen
Parteien auf, sich jetzt für gute Bildung und gute Arbeit in der
Bildung einzusetzen und den Worten nun auch Taten im Landeshaushalt
folgen zu lassen. „Prinzipiell und besonders im Wahlkampf gilt,
dass es nicht schadet, wenn man den selbst formulierten Vorhaben
konkrete Handlungen folgen lässt. Jetzt ist die Chance dafür da und
genau daran werden wir die Parteien messen“, so noch einmal Kathrin
Vitzthum.
Über
die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte
Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie
organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer
Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die
Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas,
Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die
Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin
Vitzthum.
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