Montag, 19. Oktober 2015

Zwischen Dichtung und Wahrheit

So überschrieb die „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) am 10. Oktober einen Bericht zur Situation der Flüchtlinge, die im Sülzhayner Flüchtlingsheim leben. Eine Momentaufnahme, schreibt Redaktionsleiter Thomas Müller dazu und relativiert gleichzeitig den Wahrheitsgehalt von Internetberichten („Was im Internet so erzählt wird...). Nun ist das Internet inzwischen ein sehr weites Feld und es wäre eigentlich sachdienlich gewesen, wenn erläutert worden wäre, was da genau gemeint wurde. Ich lese täglich sehr aufmerksam, was im Internet über die Flüchtlingskrise berichtet wird, über Sülzhayn war nach meiner Kenntnis bisher nichts dabei. Wobei ich gern einräume, dass ich weder bei Facebook, noch bei Twitter oder einem der anderen sozialen Netzwerke Mitglied oder beteiligt bin. Und auch keine entsprechende Ambitionen habe, nachdem doch bekannt ist, was und auf welchem Niveau gerade bei Facebook Meinungen – etwa zur Flüchtlingsproblematik – geäußert und kommuniziert werden. Immerhin aber scheint dort ein verbreitetes Bürgertum erkennen zu lassen, wie sie die aktuelle Entwicklung und das Geschehen in Bezug auf Flüchtlinge in Deutschland sieht und einschätzt.


Wenn ich also im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“ lese, dass „Die Realität (in Sülzhayn) eine andere ist als im Internet“, muss das wohl irgendwo in einem der sozialen Netzwerke zu lesen sein, zu dem mir der Zugang fehlt. Wohin es aber scheinbar große Teile der Menschheit drängt in dem Bestreben, ihre Meinungen öffentlich zu machen.

Ich habe ein solches Bedürfnis nicht, ich beschränke mich gern auf etwas Gehirntraining, pflege die deutsche Sprache und genüge mir ansonsten selbst. Und was das Internet betrifft, genügen mir die offiziellen Nachrichtenkanäle, deren Mitteilungen und Berichte etwa aktuell zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, der Besuch der Bundeskanzlerin in der Türkei oder die etwas fadenscheinig wirkende Geschichte im „Spiegel“ zum gekauften „Sommermärchen 2006“ des DFB Stoff genug zum Nachdenken und zur eigenen Meinungsbildung bieten.



Apropos Türkeibesuch der Bundeskanzlerin: seit Jahren liest man in den Medien von Unterdrückung der Menschenrechte und fast mehr noch der Presse- und Meinungsfreiheit am Bosporus. Allein von der Ankündigung des Türkeibesuches Angela Merkels hätte ich einen vehementen Protest der Medien erwartet. Er kam von den Grünen, nicht aber von den Medien.Und ebenso vom Ergebnis der dortigen Gespräche mit den Spitzen der Regierung, soweit es zum Beispiel die Unterstützung der Bundesrepublik zum EU-Beitritt der Türkei betrifft. Das Echo ist eher verhalten, man scheint sich anzupassen. Und was den „mutmaßlichen“ Kauf der Fußball-WM 2006 im „Spiegel“ betrifft: das verbinde ich mit dem Begriff der Glaubwürdigkeit und Verantwortung der Medien. Auch im Internet. Die Lebensverhältnisse im Flüchtlingsheim in Sülzhayn sind dagegen unproblematisch, wie die NA erkennen ließ.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen