Freitag, 31. Januar 2014

Ein Tag mit „What a Feeling“

Theaterführung, Zuschauergespräch, Party – alles dreht sich um das Achtziger-Jahre-Ballett

Samstag, der 8. Februar, steht im Theater Nordhausen ganz im Zeichen des Pop-Balletts „What a Feeling“ von Jutta Ebnother, das die Zuschauer auf eine Zeitreise in die achtziger Jahre mitnimmt. Für die Ballettkompanie steht – nach dem täglichen Training – zuerst ein Auftritt beim Handballspiel
der Champions League in der Nordhäuser Wiedigsburghalle auf dem Programm. Dort zeigt das Ensemble Ausschnitte aus dem Pop-Ballett, das am 31. Januar Premiere hatte.

Zu der abendlichen Vorstellung von „What a Feeling“, die um 19.30 Uhr beginnt, bietet das Theater Nordhausen ein besonderes Paket an: Dieses beginnt um 18 Uhr mit einer Theaterführung hinter die Kulissen mit Verwaltungsdirektorin Angela Kalms. Zum anschließenden Besuch der Ballettvorstellung gibt es als Bonbon das Programmheft gratis dazu. Insgesamt kostet das Paket mit der Führung, einer Karte in Platzgruppe 2 und dem Programmheft 20 Euro pro Person.

Aber damit ist der Abend noch längst nicht zu Ende! Im Anschluss an die Vorstellung lädt das Theater Nordhausen zum Publikumsgespräch ins Foyer ein. Die Besucherinnen und Besucher erhalten die Gelegenheit, mit Beteiligten an der Produktion über das soeben Gesehene ins Gespräch zu kommen – und vielleicht ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die achtziger Jahre, die das Ballett heraufbeschwört, zu teilen.

Und wer von der mitreißenden Achtziger-Jahre-Musik in „What a Feeling“ Lust bekommen hat, selbst zu tanzen, für den bietet das Jugendclubhaus in der Käthe-Kollwitz-Straße 10 ab 22 Uhr die Eighties-Party „What a Feeling“. Besonders günstig ist der Eintritt für Ballettbesucher: Wer beim Einlass im Clubhaus eine Eintrittskarte zu „What a Feeling“ vorweisen kann, zahlt im Clubhaus einen Euro weniger.

Karten für „What a Feeling“ und das Paket „Exklusive Einblicke“ am 8. Februar sowie für die nächsten Vorstellungen des Pop-Balletts am 23. Februar um 18 Uhr und am 5. März um 15 Uhr gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.


Fotos „What a Feeling“: Tilmann Graner

Escher irritiert, Escher brilliert

Einen recht unterhaltsamen, rundum gelungenen Nachmittag bescherte das Kunsthaus Meyenburg und sein Förderverein am Mittwoch den Gästen zu „Kunst und Kaffee“. Wie in der Ankündigung dieser Veranstaltung schon relativ ausführlich angekündigt, wurden vom Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka und seiner Frau Hannelore Fragen behandelt, wie die, ob Wasser den Berg herauf fließen kann. Oder man eine Treppe hinaufgehen kann und doch wieder unten ankommt?


Unmögliche Figuren“ war das Thema dieses Nachmittags. Verursacher derartiger Figuren, Überlegungen und Lösungsansätze dazu ist der holländische Künstler M.C. Escher (1898 bis 1972), der kunstgeschichtlich ein permanentes Problem ist. Erstaunlich ist schon, dass Escher ein schlechter Schüler war, sogar im Fach Kunst. Und keinen Schulabschluss hatte. Sich dagegen zunächst bevorzugt mit der Technik des Linolschnittes beschäftigte. Auch ein später begonnenes Architekturstudium schloss er nicht ab. Ein Lehrer erkannte dann allerdings sein grafisches Talent und förderte ihn. Ab den 1920er Jahren erlangte Escher zunehmende Bekanntheit. Bekannt geworden ist Escher vornehmlich mit der Darstellung von unmöglichen Perspektiven, Szenen und Objekten sowie optischen Täuschungen.


Darum hat die Kunstgeschichte auch ein Problem mit ihm, denn er lässt sich damit in keine der bestehenden Schematas einordnen. Trotzdem oder gerade deshalb gewann er viel Anerkennung unter Wissenschaftlern und Mathematikern, denn seine Bilder sind Beispiel dafür, wie sich Mathematik anschaulich und überraschend erfahrbar machen lässt. Er schuf unmögliche Objekte, eingebettet in bizarre Fantasie-Landschaften, die auf faszinierende Weise die Grenze zwischen Illusion und Realität in Frage stellten. Jedes Bild erzählt so seine ganz eigene Geschichte. Dass es optische Täuschungen gibt, liegt an der Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert. Zum einen nimmt es die Sinnesdaten wahr, die in diesem Fall vom Auge geliefert werden. Zum anderen hat das Gehirn aber im Laufe des Lebens schon sehr viel darüber gelernt, wie die Welt im Allgemeinen aussieht.

Und Dr. Pientka verdeutlichte nun, assistiert von seiner „Göttergattin“ dass Sehen ein aktiver Prozess ist, kombiniert aus der Wahrnehmung der Sinnesdaten und der Interpretation an Hand von schon Bekanntem. Das Gesehene wird schon im Auge in verschiedenste Aspekte zerlegt: etwa Bewegung, Kontrast oder räumliche Orientierung. Darum gibt es auch verschiedene optische Täuschungen: Bistabile Figuren, bei denen ein Bild auf zwei mögliche Arten interpretiert werden kann, falsche Interpretation von Größe und mehr. Die Pientkas regten bei ihren Erläuterungen die Gäste zur Mitwirkung an, wodurch das an sich recht anspruchsvolle Thema recht unterhaltsam verlief. Das Angebot an selbstgebackenen Kuchen und gutem Kaffee taten ein übriges, den Nachmittag auch noch nach dem Vortragsteil außerordentlich unterhaltsam verlaufen zu lassen. Sehr zur Freude der Gastgeberin, Susanne Hinsching, Leiterin des Kunsthauses, die schon zuvor die Gäste Willkommen geheißen hatte. So kann auch ein recht anspruchsvolles Thema recht unterhaltsam gestaltet werden. Eine Empfehlung für kommende 

 „Kunst und Kaffee"-Nachmittage.

Nordhausen im 2. Weltkrieg

Das war Thema eines Vortrags, den Dr. Wolfgang Pientka, Vorsitzender des Fördervereins Kunsthaus Meyenburg e.V am Mittwoch vor Teilnehmern der Nordhäuser Stadt- und Gästeführergilde in deren Versammlungsraum in der Erfurter Straße hielt. Der Hinweis auf den Kunsthaus-Förderverein ist deshalb von Bedeutung, weil dessen Vorsitzender diesen Vortrag schon im Rahmen einer Kunstkeller- Veranstaltung gehalten hatte. Und dort auch von der Gilde-Organisatorin Dorothee Schwarz gebeten worden war, sein Wissen zu diesem Thema den Mitgliedern der Gilde zu vermitteln. Und als Interessent an der Nordhäuser Stadtgeschichte freute ich mich, an der Veranstaltung teilnehmen zu können.
Die Literatur zur Geschichte der Stadt Nordhausen ist außerordentlich umfangreich und eigentlich bis ins Detail erforscht. Das gilt natürlich auch für die Zeit des Dritten Reiches und damit für die unmittelbare Vorgeschichte der Katastrophe durch die Bombenangriffe am 3. und 4. April 1945, verursacht durch britischer Flugzeuggeschwader. Warum aber Nordhausen noch sechs Tage vor der Einnahme der Stadt durch amerikanische Truppen derart vernichtend bombardiert wurde, das blieb bisher im wesentlichen unbeantwortet. Und auch Dr. Pientka konnte darauf keine schlüssige Antwort geben. Obwohl er dazu alles erreichbare Material gesichtet und in seinen Vortrag verarbeitet hatte, wie sich zeigte.
Sein Vortrag bestand im wesentlichen aus gebeamten Bildern, die der Vortragende erläuternd offerierte. Wodurch die Bedeutung der Stadt Nordhausen im 2. Weltkrieg im Rahmen der Rüstung des 3. Reiches und der Kriegführung insbesondere für den Luftkrieg offenkundig wurde. Dabei zeigte sich, dass Nordhausen zumindest bis 1943 vermutlich zwar keine herausragende Rolle spielte – die ergab sich erst, nachdem ein britischer Bombenangriff 1943 die Heeresversuchsanstalt Peenemünde getroffen hatte und in den Südharz verlegt wurde – aber doch schon relativ frühzeitig zu den Zielen der britische Luftaufklärung gehörte.
Grund dafür war vor allem der Flugplatz in Nordhausen und ebenso die Verwirklichung eines „Mistralprogramms“ bestehend aus Bombenflugzeugen, an denen die Kanzel entfernt und durch einen Sprengkopf ersetzt wurde. Das Bombenflugzeug (JU 88) sollte von einem Jagdflugzeug (ME 109) „Huckepack“ in Zielnähe geführt und dort „ausgeklinkt“ werden, worauf der Bomber ins Ziel .stürzen sollte. Sinnvoll war dieses Projekt u.a. deshalb, als der betankte, unbemannte Bomber zunächst das Jagdflugzeug trug, das dann erst nach dem Ausklinken im Zielgebiet mit eigenem Kraftstoff den Rückflug antreten konnte. Die Reichweite betrug dadurch das Mehrfache der normalen
Reichweite eines Jägers. Während das eigentliche Entwicklungsprogramm in Burg bei Magdeburg lief, fand die Pilotenausbildung in Nordhausen statt. Zur Ablenkung der britischen Luftaufklärung wurde dazu u.a. sogar - mit mäßigem Erfolg - bei Auleben ein Scheinflugplatz eingerichtet
Nordhausen hatte zunächst aber auch strategische Bedeutung durch den Bahnverkehr als direkte Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Front im Osten des Reiches, ebenso wie als Verschiebebahnhof. Er war nach der britischen Luftaufklärung 1944 auch Ziel der Royal
Airforce, die ihn durch gezielte Bombenangriffe lahm legte. Und die deutsche Heeresführung im weiteren Verlauf zu beträchtlichen Umwegen nötigte.
Nordhausen gehörte also schon frühzeitig zu den Aufklärungsobjekten der britischen Luftwaffe. Und die Angriffe auf Ziele in und um Nordhausen (etwa dem Bahnhof) beweisen wohl auch, dass man die militärische Bedeutung der Stadt am Südharz unter Kontrolle halten wollte. Die Aufklärung erhöhte sich noch mit der Verlegung der Raketenproduktion von V1 und V2 von Peenemünde in das Stollensytem des Kohnstein..Es kann nur vermutet
werden, dass die unmittelbare Nähe des KZ Mittelbau-Dora und der dort lebenden und mit der Produktion dieser „Wunderwaffen“ beschäftigten Häftlinge die britische Kriegführung davon abhielt, diese Produktionsstätte schon in ihrer Entstehung gezielt anzugreifen. Bekannt ist jedenfalls, dass man in England an der Entwicklung besonderer Bomben (Rollbomben) arbeitete, um damit dem Stollensystem „zu Leibe“ rücken zu können. Schlimm genug dass bei der Produktion der V-2-Rakete etwa 20 000 Häftlinge ohne fremde Einwirkung ums Leben kamen. Und damit weit mehr Menschen, als beim Einsatz der Raketen getötet wurden. Deren Zahl mit etwa 8000 angegeben wird.
War also das Kriegs- und militärische Geschehen um Nordhausen seitens der Alliierten bis zu deren Einnahme im April 1945 sehr gut bekannt, bleibt die Frage offen, warum die Stadt noch so kurz vor ihrer Einnahme derart verheerend bombardiert wurde. Und der Vortrag Dr. Pientkas bestätigte eigentlich nur, dass diese Angriffe am 3. und 4.April 45 konzentriert auf Nordhausen erfolgten. Und nicht etwa nur ersatzweise, wie eine zeitlang immer wieder behauptet wurde. Es bleiben auch Zweifel, ob die Angriffe gewollt eine breite Schneise der Vernichtung durch Nordhausen verursachen sollten, wie das ja tatsächlich der Fall war. Auch das angebliche Ziel der Kasernen muss als
unbewiesen angesehen werden. Es heißt zwar bei „Wikipedia“ zu den Luftangriffen auf Nordhausen (Auszug): „Durch britische Bomberangriffe am 3. und 4. April 1945 auf Nordhausen wurde zum Teil auch die Boelckekaserne zerstört, wobei 1.700 KZ-Häftlinge zu Tode kamen. Anschließend verließ die Lager-SS die Boelcke-Kaserne. Mehreren Häftlingen gelang es während der Bombardierung zu fliehen und sich in der näheren Umgebung zu verstecken. Viele von ihnen wurden jedoch aufgespürt und durch Angehörige der örtlichen Polizei und der Wehrmacht erschossen.“ (Ende des Auszugs). Dem steht allerdings u.a. eine Darstellung des „Bündnisses gegen
Rechtsextremismus“ aus dem Jahr 2009 entgegen, in der es heißt (Auszug): „
Die Mehrheit der KZ-Insassen in der Boelcke-Kaserne starb jedoch nicht durch die Luftangriffe, sondern an den Folgen von Hunger und Entkräftung. Dies belegen die während der Befreiung von den Amerikanern angefertigten Dokumentaraufnahmen von Leichen der KZ-Häftlinge, die nur noch aus Haut und Knochen bestanden und keinerlei erkennbare äußere Verletzungen aufwiesen.“ (Ende des Auszugs).
Mit letzteren Einschüben bin ich etwas vom eigentlichen Inhalt des Vortrags Dr. Pientkas abgekommen, der aber
selbst seinen Zuhörern empfohlen hatte, sich übers Internet weitere Informationen zu holen. Im Vortrag selbst streifte Dr. Pientka noch etwas ausführlicher das Stollensystem des Kohnstein und die dortige Raketenfertigung, die offenbar bis zur Befreiung des KZ Mittelbau-Dora durch amerikanische Truppen am 11. April lief. Und unversehrt vorgefunden wurde. Der Vortragende verwies hier zur weiteren Information auf die Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wie der in Niedersachswerfen geborene und in Ellrich wohnende Dr. Pientka schon zu Beginn seines Vortrags betont hatte, sich sein Wissen aus eigenem Interesse erarbeitet zu haben, ohne Historiker zu sein. Und an verschiedenen Positionen
seiner Ausführungen seinen qualifizierten Zuhörern anheim stellte, sich im Rahmen ihrer Aufgabenstellung als Stadtführer noch gezielter zu informieren.


Die während des Vortrags und danach gestellte Fragen aus der Zuhörerschaft betrafen dann auch mehr die das Inferno über Nordhausen betreffende Problematik. Konkrete Antworten auf Fragen nach dem „warum“ wusste aber auch Dr. Pientka nicht. Gildemeister Winfried Werhan dankte ihm für den ansonsten außerordentlich sachlich gehaltenen aufschlussreichen Vortrag.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Noch freie Plätze in den Instrumentalkursen für Solo- und Kammermusik an der Landesmusikakademie Sondershausen

Die Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen und das Hochbegabtenzentrum der Weimarer Musikhochschule/Musikgymnasium Schloss Belvedere bieten am 22./23. Februar 2014 für musikalisch interessierte Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland und dem Ausland wieder Kurse für Solo- und Kammermusik an. Für folgende Instrumente gibt es noch freie Plätze: Gitarre (Prof. Jürgen Rost), Klavier (Prof. Christian Wilm Müller), Trompete (Alexander Suchlich) und Violoncello (Prof. Tim Stolzenburg). Je nach Verfügbarkeit können bis zu 2 Unterrichtseinheiten pro Tag gebucht werden. Während der gesamten Kursdauer sind Hospitationen der TeilnehmerInnen möglich und erwünscht. Die Anmeldung ist noch bis Montag, 3. Februar 2014 auf der Homepage der Akademie möglich: www.landesmusikakademie-sondershausen.de

KUNST, GOTT UND DIE WELT im Museum Tabakspeicher:

"Der Rebell Martin Luther-Vom Katholizismus zum Protestantismus"


Nordhausen (psv) Am 6. Feruar um 19,30 Uhr ist Prof. Dr. Heinz Schilling mit einem Bildervortrag unter dem Thema „Der Rebell Martin Luther-Vom Katholizismus zum Protestantismus“ im Museum Tabakspeicher zu Gast.

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: Konjunkturindikatoren lassen auf Beschäftigungsanstieg hoffen


Berlin, 30. Januar 2014. Zu den heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen erklärt die BDA:

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist trotz der jahreszeitlich üblichen Eintrübung gut. Alle Konjunkturindikatoren lassen auf ein erfolgreiches Jahr 2014 und einen weiteren Beschäftigungsanstieg hoffen. Das gilt insbesondere auch für ältere Beschäftigte.

Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren große Erfolge dabei erzielt, mehr Ältere in Beschäftigung zu bringen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 60- bis 64-Jährigen hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Mit 68 Prozent hat Deutschland nach Schweden die höchste Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen in der EU. Diese Erfolgsgeschichte einer stetig steigenden Erwerbsbeteiligung Älterer gilt es fortzusetzen.

Mehr Beschäftigung Älterer bleibt nicht zuletzt angesichts der wachsenden Fachkräfteengpässe und der Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Rentenversicherung unverzichtbar. Immer mehr Unternehmen entwickeln gezielt Strategien, um die Potenziale älterer Beschäftigter bestmöglich zu erschließen. Lebenslanges Lernen ist neben der Gesunderhaltung ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Personalpolitik. Die wachsenden Anstrengungen der Wirtschaft würden konterkariert, wenn die Politik jetzt wieder Anreize zur Frühverrentung setzt.

„Heute ist ein guter Tag“

Theaterjugendclub lädt zur ersten Premiere des Jahres ins Theater unterm Dach

Am 22. Februar 2014 um 19.30 Uhr eröffnet der Theaterjugendclub des Theaters Nordhausen den diesjährigen Premierenreigen der theaterbegeisterten Jugendlichen. Im Theater unterm Dach bringt der Jugendclub das Stück „Heute ist ein guter Tag“ von Ann-Christin Focke als Werkstattinszenierung auf die Bühne. Für Inszenierung und Ausstattung ist Ronald Winter verantwortlich.

Aus der Traum. Ana, Rosa und Marie sitzen in einem Streifenwagen – in Handschellen! Sie wollten die Welt verbessern, indem sie bei einer Filmpremiere die die Scheinwerfer der glamourösen Filmstars einfach ausschalten und die entstehende Irritation nutzen, um auf die Missstände in der Welt aufmerksam zu machen. Ist der große Plan jetzt gescheitert? Noch ist nicht alles verloren, denn Victoria, die Vierte im Bunde, ist noch im Gebäude …

Ann-Christin Fockes Schauspiel für junges Publikum ab 13 Jahren handelt von Idealen. Es geht um Zusammenhalt, um politisches Engagement, um einen Weg, die Utopie Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei zeigt die Autorin einen wunderbaren Sinn für Jugendliche – ebenso wie Regisseur Ronald Winter, dessen Inszenierung des Musicals „Linie 1“ in der vergangenen Spielzeit vom Publikum zur Inszenierung des Jahres gewählt wurde. Die fünf Figuren des Stücks sind frisch, offen, natürlich. Sie sind junge Menschen mit unzähligen Möglichkeiten, die noch auf der Suche sind – nach sich selbst, nach dem Sinn, nach einem Gegenüber.

Karten für die Premiere von „Heute ist ein guter Tag“ am 22. Februar und die nächsten Vorstellungen am 26. Februar um 19.30 Uhr und am 15. und 29. März um 18 Uhr gibt es zum Preis von acht Euro (ermäßigt sechs Euro) an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.


Foto: Erste Szenen aus „Heute ist ein guter Tag“ waren in „Stückwerk No 11“ am 18. Januar zu erleben; Foto: Birgit Susemihl

20 Jahre Lions Club Nordhausen

Die Berichterstattung in der lokalen Presse zu der am Dienstag in der Galerie der Kreissparkasse eröffneten Ausstellung „20 Jahre Lions in Nordhausen“, war zumindest zum Teil so ausführlich, dass ich mich eigentlich unter Berufung darauf auf persönlichen Eindrücke beschränken wollte. Das tat ich schon mit meinem Eintrag „Eine Rose zum Geburtstag“. Und wollte das in dieser Weise fortsetzen. Denn einmal empfand ich diese Ausstellung ob ihrer Ausgestaltung und ihres Programms eher einem Festakt angemessen. Zum anderen war es für mich ebenso überraschend wie erfreulich, unter den Gästen dem ehemaligen Nordhäuser Polizeidirektor Wolfgang Ruske mit seiner Frau zu begegnen, die ich überaus schätze. Wäre dazu auch noch sein damaliger Stellvertreter Kurt Schroth erschienen, alle gehörten sie damals zu den Gründungenmitgliedern der Nordhäuser Lions, wäre meine Freude perfekt gewesen. Im übrigen erhielt ich durch die ausgestellten Fotos überhaupt erst eine authentische und umfassende Vorstellung, wer von den Nordhäuser Bürgern diesem Club angehört.

In den zwischenzeitlich zu diesem Jubiläum geführten Gesprächen ergab sich nun aber ein Problem, das in einer Passage in der Ansprache von MP a.D. Bernhard Vogel besteht. Dazu heißt es im Bericht der „Nordhäuser Allgemeine“(Auszug): „Der Lions-Club und die Rotarier hätten ein großes Verdienst erworben: "Sie haben damals Anfang der 90er-Jahre eine bürgerliche Kultur im Osten Deutschlands wieder möglich gemacht. Es war ein großer Gewinn für das Land, dass sie seinerzeit die Initiative ergriffen haben", betonte der frühere Thüringer Ministerpräsident.“ (Ende des Auszugs). Im Bericht von Georg Backhaus (in nnz) heißt es dazu (Auszug): „Er gratulierte den Mitgliedern des Lions-Club zu ihrem Jubiläum und würdigte deren Verdienste mit den Worten: "Sie haben wieder bürgerliche Kultur möglich gemacht. Ihr Dienst ist heute wie auch in Zukunft bitter nötig...“ (Ende des Auszugs). Und diese Formulierung in der Aussage Bernhard Vogels führte zu empörten Widersprüchen. Nicht bei der nnz-Kommentierungs-Gemeinde – (zumindest zunächst nicht), der Widerspruch artikuliert sich wohl etwas höher mit der Frage, ob der frühere MP wohl der Meinung ist, es habe bis dahin und in der DDR keine Kultur gegeben?

Man könnte nun über die von Bernhard Vogel geäußerte Formulierung „bürgerliche Kultur“ tatsächlich streiten, wenn er es dabei belassen hätte. Tatsächlich sagte der Thüringer Ministerpräsident a.D. wörtlich.: „Lions und selbstverständlich auch Rotary haben ein ganz besonderes Verdienst nach 1989 sich hier in der Mitte Deutschlands erworben: sie haben wieder bürgerliche Kultur möglich gemacht. Sie haben es möglich gemacht zu überwinden, dass man sich in aller Öffentlichkeit treffen kann, politisch nicht irgendwie gebunden sein muss, sondern dass man sich aus bürgerlicher Spontaneität zusammenfinden kann, aus verschiedenen beruflichen Bereichen und verschiedenen beruflichen Hintergründen. Und dass man gesellschaftlich tätig sein kann. Weil das so lange nicht möglich war, war es ein so großer Gewinn, dass die, und dass Andere wirklich Denkende nachdrücklich die Initiative ergriffen haben. Und dass mancher westdeutsche Lions- und Rotary-Club dabei Unterstützung gegeben hat.(Auszug aus der Rede Bernhard Vogels nach meinem Mitschnitt). Damit erhält der Begriff der „bürgerlichen Kultur“ immerhin einen nachvollziehbaren und diskutierfähigen Sinn. (Gibt es also daneben eine sozialistische, kapitalistische oder sonst geartete Kultur und wie stellt sie sich jeweils dar?)

Was sich allerdings aus den geführten Gesprächen ganz allgemein ergab, war der frühere Thüringer Ministerpräsident selbst. Der bei Teilen der Thüringer Bürger durchaus nicht so beliebt ist bzw. war, wie man das nach dem Verlauf der Lions-Veranstaltung am Dienstag hat annehmen können. Wie ja auch sowohl der Club der Lions, wie auch der Rotary bei den (ostdeutschen) Bürgern noch nicht so recht angekommen scheint. (Oder liegt es an den Mitgliedern?) Jedenfalls dürfte es kaum nur daran liegen, dass die Clubs hauptsächlich im Zusammenhang mit Spendenaktionen in Erscheinung treten. Mit denen sie ganz sicher das kulturelle und soziale Leben überall dort bereichern, wo sie eben als Club in Erscheinung treten. Dass sie dadurch auch gesellschaftlich wirken, veranschaulicht gerade diese Ausstellung.

Die jedenfalls außerordentlich sorgfältig und sinnvoll aufgebaut.ist Und ein anschauliches Bild über Lions, seine weltweite Verbreitung bis hinunter auf die jeweils landesweite und hier eben auch lokale Ebene vermittelt. Und da wiederum Aufschluss über alle Bereiche offeriert, in denen der Club wirkt und in Erscheinung tritt. Einschließlich seines „Eigenlebens“. Dazu gehören nicht nur kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und ein reger Austausch mit benachbarten und befreundeten Clubs, sondern auch Wanderungen und Geselligkeit. Der Besucher der Ausstellung kann sich durch hunderte Fotos, die trotzdem unaufdringlich wirken, über 20 Jahre Lions in Nordhausen ein Urteil bilden. Er hat bis zum 07. März Gelegenheit dazu.  

Mittwoch, 29. Januar 2014

Gemeinsame Erklärung von BDA, DIHK und ZDH zur Initiative „Inklusion gelingt!“

Berlin, 29. Januar 2014. Menschen mit Behinderung müssen mit ihren individuellen Leistungen und Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dazu sind inklusive Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen notwendig. Eine inklusive Gesellschaft hilft nicht nur den Betroffenen.
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ist aufgrund der demografischen Entwicklung die Fachkräftesicherung zu einer beschäftigungspolitischen Herausforderung geworden. Das Erwerbspotenzial von Menschen mit Handicaps darf im Rahmen einer demografiefesten Personalpolitik nicht aus dem Blick geraten. Anders sein und anders denken können bedeutet oft Innovation. Außerdem sind Menschen mit Handicaps oft besonders motiviert. Sie wollen beweisen, dass sie es können und dass ihre Arbeit Wertschätzung verdient. Behindert
bedeutet nicht automatisch leistungsgemindert.

Die Wirtschaft will diesen Bewusstseinswandel und damit den Prozess der Inklusion vorantreiben und damit Brücken für Menschen mit Behinderung in Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft bauen. Die Spitzenverbände der Wirtschaft BDA, DIHK und ZDH unterstützen daher die Inklusionsinitiative für Ausbildung und Beschäftigung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Mit ihrer Initiative "Inklusion gelingt!" möchten BDA, DIHK und ZDH vor allem solche Betriebe ansprechen, die bisher aus den unterschiedlichsten Gründen noch keine Menschen mit Behinderung ausgebildet oder beschäftigt haben. Ziel ist es vor allem, Betriebe bei der Schaffung inklusiver Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu unterstützen und ihnen Lösungen aufzuzeigen, wie Inklusion in der Praxis gelingen kann.

Die Internetplattform www.inklusion-gelingt.de
 informiert und unterstützt Betriebe, damit diese die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung erfolgreich gestalten können. Die Website umfasst unter Einbeziehung bestehender Informationsangebote für die Unternehmen Handlungsempfehlungen, eine Übersicht der Förderinstrumente, zahlreiche Kontaktadressen wichtiger Dienstleister und Behörden sowie verschiedener Publikationen. Anhand von Praxisbeispielen wird deutlich gemacht, wie die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgreich gelingen kann. 

Eine Rose zum Geburtstag

Übergroß stand sie seitlich des Rednerpults in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen, von dem aus am Abend dem Nordhäuser Lions-Club von keinem Geringeren als vom ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten Bernhard Vogel zum 20. Geburtstag gratuliert wurde. Sie wirkte nicht als Geburtstagspräsent und war als solches auch nicht gedacht. Wohl aber stand sie sinnbildlich da als Zeichen für die bisherigen Verdienste des Clubs für Nordhausen in kultureller und damit gesellschaftlicher Hinsicht in den zurückliegenden 20 Jahren seines Bestehens. Und gleichzeitig steht sie für das nächstes größere Projekt, das in diesem Jahr verwirklicht werden soll: die Wiederherstellung der Funktion der sprudelnden Fontäne im Rosengarten. Dort nämlich, in der Mitte des Brunnens, ist bis vor nunmehr zwei Jahren der ständige Platz dieser Rose gewesen, aus der heraus sich die Fontäne bildete. Bis das Wasser versiegte, weil die Zuleitungen zu marode geworden waren, um es noch sicher zum Brunnen zu leiten. Und nun engagiert sich der Lions-Club in einer groß angelegten Spendenaktion für die Wiederherstellung.

Und ihre Platzierung in der Galerie der Kreissparkasse blieb nicht folgenlos: Vorstandsvorsitzender Wolfgang Asche, der die vielen gekommenen Gäste zu diesem Clubjubiläum begrüßte und zu den ersten offiziellen Gratulanten gehörte, verband seine Ansprache mit der Überreichung eines Schecks über 1000 Euro an den amtierenden Präsidenten des Clubs, Dr. Matthias Beintker, das dem angestrebten Zweck dienen soll. Und eine der Rose benachbarte Spendengeldbox blieb von den Gästen nicht unbeachtet.


Es ist dies ein erster Eintrag zu diesem Clubereignis der Lions, das mir einfach Bedürfnis war. Gehöre ich doch wie viele andere Bürger und vor allem auch Patienten des SüdharzKlinikums zu den fast täglichen Besuchern des Rosengartens. Und verbinde mit diesem Eintrag und meinem Obolus in die Spendenbox die Hoffnung, dass das Projekt in diesem Jahr verwirklicht werden kann. Auf die Veranstaltung gehe ich noch näher ein.

Dienstag, 28. Januar 2014

Baumschnitt : Unbekannte schädigen mehr als 200 Gehölze in der Windlücke / Stadt setzet auf Selbstanzeige der Verursacher

Nordhausen (psv) Im Windlücker Weg und dem angrenzenden Weg zur „Alten Ziegelei“ haben Unbekannte in den letzten Tagen massive Baum- und Gehölzschnitte vorgenommen, die beträchtliche Schäden am dortigen Bestand verursacht haben. Betroffen sind ca. 200 städtische Obstbäume darunter Jungbestände. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die das Naherholungsgebiet sehr schätzen, haben sich daraufhin bei der Stadtverwaltung gemeldet. Diese hat diesen Eingriff weder veranlasst noch geduldet.

Die Schäden sind erheblich. Die Schnitte wurden nicht nur illegal ausgeführt, sondern zugleich unfachmännisch sowie ohne Rücksicht auf den Habitus oder die physiologischen Erfordernisse von Bäumen. Äste und Kronenteile sind im Wesentlichen abgerissen oder herausgerissen worden. An den Folgen werden vor allem die betroffenen Jungbäume eingehen, weil auch große Hauptäste und Kronenteile abgesägt wurden.


Die Stadtverwaltung bittet um Mithilfe bei der Aufklärung dieses Sachverhaltes. Sie setzt dabei vorerst auf eine Selbstanzeige des Verursachers. Es handelt sich zum einen um eine Ordnungswidrigkeit im Sinne des Naturschutzes und zum anderen im privatrechtlichen Sinn um eine Sachbeschädigung öffentlichen Eigentums. Darüber hinaus bittet sie aus der Bevölkerung um Hinweise zum Verursacher.

Kunst und Kaffee am 29. Januar im Kunsthaus Meyenburg:

Ein Vortrag über mögliche oder unmögliche Figuren von M.C. Escher

Nordhausen (psv) Kann Wasser den Berg herauf fließen? Oder – kann man immer nur eine Treppe hinaufgehen und kommt dann doch wieder unten an? Diese Fragen und ähnliche mehr waren u.a. Gegenstand der grafischen Arbeiten des holländischen Künstlers M.C. Eschers - und ob dies möglich ist oder nicht, ob nur unser Auge uns betrügt oder ab und an mit Tricks gearbeitet wird, diesen Themen werden sich das Ehepaar Dr. Wolfgang Pientka und Dr. Hannelore Pientka in der nächsten Nachmittagsveranstaltung der Reihe „Kunst & Kaffee“ am 29. Januar 2014 im Kunsthaus Meyenburg um 15 Uhr in dem Vortrag „Unmögliche Figuren“ widmen.

M.C. Escher wurde durch seine typische, aber auch verwirrende Art seiner grafischen Darstellungen ähnlich wie Andy Warhol oder Joseph Beuys fast zum Popstar und so sind seine Werke in Wohnzimmern und Studentenbuden anzutreffen, bilden aber auch Gegenstand von Vorlesungen u.a. in technischer Wärmelehre an Universitäten.


Wie immer in der Reihe „Kunst & Kaffee“ werden die Inhalte der Vorträge nicht kunsttheoretisch, sondern mehr als vergnügliche Plauderei dargebracht. Und neben den echten und scheinbaren Unmöglichkeiten wie auch den Irrungen unserer Augen gibt es auch im Jahr 2014 wieder von Mitgliedern des Vereins gebackenen Kuchen und Kaffee – beides im Preis von 5 EUR enthalten. Getragen wird diese Veranstaltung vom Kunsthaus Meyenburg und vom KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein e.V.

Erneuerbare Energien: EEG fair reformieren

Ausnahmen für Industrie und Eigenerzeuger verringern


Die Industrie muss für das Gelingen der Energiewende stärker an ihren Kosten beteiligt werden ebenso wie die Anlagenbetreiber, die Strom für den Eigenverbrauch produzieren. Das Öko-Institut schlägt deshalb in einer Studie im Auftrag von Agora Energiewende vor, die Belastungen der EEG-Umlage zwischen den bisher stark privilegierten Verbrauchern in der Industrie und von eigenerzeugtem Strom und den nicht privilegierten Verbrauchern im Gewerbe und in den Privathaushalten fairer zu verteilen.

So sollten erstens nur noch die Branchen von der Ausnahmeregelung profitieren, die bereits in den Regelungen der Europäischen Union zum Emissionshandel als besonders strompreissensitiv eingestuft werden und die tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen. Dies würde dann nur noch etwa 15 stromintensive Branchen betreffen, wie etwa die Aluminium-, Stahl-, Chemikalien- oder Papierindustrie. Zweitens soll der für den Eigenverbrauch erzeugte Strom in die EEG-Umlage erstmalig einbezogen werden.

Ausnahmeregeln gerechter regeln – Kosten senken

Heute erfahren zahlreiche Unternehmen aus der Industrie und dem gesamten produzierenden Gewerbe Privilegierungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). So müssen Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch lediglich zehn bzw. ein Prozent der Umlage zahlen. Die Erzeugung von Strom für den Eigenverbrauch ist vollständig ausgenommen. Damit sind heute insgesamt rund 160 Terawattstunden (TWh) weitgehend oder vollständig von der EEG-Umlage befreit.

Nach dem Vorschlag des Öko-Instituts soll das Volumen der Industrie-Ausnahmen um mehr als ein Drittel auf etwa 65 TWh zurückgefahren werden und die Eigenerzeuger stärker am Umlagemechanismus des EEG beteiligt werden. Im Ergebnis könnte die EEG-Umlage so um 1,2 Cent pro Kilowatt-stunde auf fünf Cent sinken, das entspricht etwa 20 Prozent. Privathaushalte hingegen würden deutlich entlastet – ein durchschnittlicher Haushalt, der etwa 3.500 Kilowattstunden verbraucht, würde mehr als 40 Euro jährlich sparen.

„Wir sehen heute eine nicht mehr vertretbare Ungleichbehandlung der Strom-verbraucher“, erläutert Verena Graichen, Wissenschaftlerin und Energieexper-tin am Öko-Institut den Reformvorschlag. „Die großen Verbraucher werden im EEG entlastet; zusätzlich haben sich deren direkte Stromkosten durch die sinkenden Börsenstrompreise deutlich verringert. Zukünftig müssen sich alle Verbraucher angemessen an den Kosten des EEGs beteiligen.“

Begünstigungen an Belastungen messen

In einem reformierten EEG sollten demnach die privilegierten Branchen zu 90 Prozent von der Umlage befreit werden. Die resultierende Umlage entspräche dann etwa dem Rückgang des Börsenpreises durch den Ausbau der erneuer-baren Energien. Die Eigenerzeugung von Strom würde mit einem einheitlichen Satz von 3,5 Cent je Kilowattstunde von der EEG-Umlage freigestellt und nur noch die Differenz zur aktuellen Umlage zahlen – bei 5 Cent Umlage also 1,5 Cent. Damit können der Vertrauensschutz für die Bestandsanlagen gewahrt und die positiven Effekte der Eigenstromerzeugung – die heute etwa zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs ausmacht – angemessen berücksichtigt werden. Die neugeordneten Privilegierungsregelungen entsprächen zudem den Kriterien, die die Europäische Kommission derzeit beanstandet und im eingeleiteten Beihilfeverfahren zur Nachbesserung anmahnt.

„Die Neuordnung der Privilegierungstatbestände im EEG stehen zwar im Mit-telpunkt vieler aktueller Diskussionen zum EEG, weil kurzfristige Veränderungen hier durch das Prüfungsverfahren der Europäischen Kommission unausweichlich geworden sind“, mahnt Dr. Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator an: „Das EEG muss jedoch auch in seinen anderen Regelungsbereichen zügig in Richtung eines zukunftsfähigen Marktdesigns weiter entwickelt werden, letztlich wird es nur so die notwendige Planungssicherheit für den langfristigen Ausbau der erneuerbaren Energien geschafft.“

Studie „Vorschlag für eine Reform der Umlage-Mechanismen im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)“ des Öko-Instituts
http://www.oeko.de/oekodoc/1856/2014-003-de.pdf 

Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie (Eine Mitteilung des idw-wissenschaftlichen Dienstes am 27.01.14

Gründungsideen messen sich

Nordhausen (FHPN) Die besten Nordthüringer Gründungsideen wurden im Business and Innovation Centre Nordthüringen (BIC) in Sondershausen prämiert.

Kürzlich fand die Prämierung der besten Thüringer Gründungsideen im BIC Sondershausen statt. Dieser regionale Wettbewerb wird bereits seit 2010 zweimal jährlich durchgeführt. Frische Existenzgründer haben die Möglichkeit, ihre Ideen vorzustellen und diese bewerten sowie prämieren zu lassen. Den Gewinnern winkt ein Preisgeld von insgesamt 1.000 Euro, welches anteilig auf die ersten drei Plätze verteilt wird.
In der Herbstrunde 2013 reichten Gründer fünf innovative Gründungsideen ein, um diese am 23. Januar vor einer neutralen Fachjury zu präsentieren. Unter ihnen war auch Franziska Storch, die mit ihrem Modelabel „Eever“ und dazugehörigen Modedesign-Workshops den ersten Platz erreichte. Sie überzeugte die Juroren mit der Idee aus recycelten
Textilien und ökologisch vertretbaren Materialien, zeitgemäße und individuelle Mode und Accessoires zu fertigen. Ein Beispiel hatte Franziska Storch dabei: Edle Gamaschen aus Stoff, um unserem Schuhwerk einen neuen Look zu geben.
Der zweite Platz ging an Jonas Sterbenk von der Fachhochschule Nordhausen, der mit seiner Initiative „Spuren hinterlassen – eine Gemeinschaftsaktion“ die Jury für sich gewann. Sie wurde von drei Studierenden ins Leben gerufen und bringt seitdem Studienanfänger mit gemeinnützigen Organisationen in Nordhausen in Kontakt. Nach der ersten erfolgreichen Durchführung im September 2013 plant Jonas Sterbenk mehr Hochschulen, Organisationen und Studierende für seine Initiative zu gewinnen. Aus diesem Grund möchte er sein Projekt mit der innovativen Lern- und Lehrmethode „Lernen durch Engagement“ verknüpfen. Jonas Sterbenk erarbeitet derzeit im Rahmen seiner Abschlussarbeit ein Konzept, das jeder Hochschule ein individuelles Engagement-Programm ermöglicht.
Undine Vorbeck belegte mit ihrer Idee der „beruflichen Bildung als Serious Game in Form einer Applikation für mobile Endgeräte“ den dritten Platz. Sie entwickelte ein Spielkonzept, bei dem Auszubildende ein virtuelles Unternehmen leiten können, welches gleichzeitig von den realen Handlungen der Spieler beeinflusst wird.
Neben den prämierten Gründungsvorhaben wurde zudem die Idee einer „Kleiderschrank-Applikation“ für Frauen eingereicht sowie eine weitere Idee von Studierenden der Fachhochschule Nordhausen, die sich der sozialen Online-Gemeinschaft widmet. Leider konnten diese zwei Gründungsideen den Präsentationstermin in Sondershausen nicht wahrnehmen und verpassten damit ihre Gewinnchance.
Auch im Jahr 2014 haben Unternehmensgründer und kreative Köpfe die Chance, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Eine Mitteilung über die Teilnahmebedingungen wird im Frühjahr von der BIC Nordthüringen GmbH, dem Träger des Nordthüringer Gründungsideenwettbewerbs, bekannt gegeben.


Bilder: Präsentationsveranstaltung zum Gründungsideenwettbewerb

GEW Thüringen sorgt sich um die Qualität der Lehrer/innenausbildung -

Umfrage zur zweiten Phase unter Thüringer Lehramtsanwärter/innen gestartet

"Die letzten PISA-Ergebnisse machten es deutlich: Lernerfolg hängt zunehmend von der Lehrerbildung ab. Auch die neue KMK-Präsidentin, Sylvia Löhrmann, hat jetzt wieder auf die dominierende Bedeutung der Lehrerbildung bei allen schulpolitischen Aufgaben und Herausforderungen hingewiesen. Immer häufiger hören wir Klagen der sich in der Ausbildung befindlichen Lehrer/innen. Die Verzahnung der ersten Phase in der Hochschule mit der zweiten Phase im Vorbereitungsdienst ist organisatorisch wie inhaltlich deutlich ausbaufähig", begründet Torsten Wolf, Landesvorsitzender der GEW Thüringen, die gerade gestartete Onlineumfrage unter Lehramtsanwärter/innen. "Wir gehen davon aus, dass die Lehrer/innenausbildung häufig an den Erfordernissen der Lehramtsanwärter/innen, aber auch an denen der Schüler/innen und Eltern vorbeigeht. Die fehlende Verzahnung von erster und zweiter Phase macht Teile der Ausbildung unnötig und ist uneffektiv, wenn keine Anwendung im Vorbereitungsdienst erfolgt."

So ist zum Beispiel die/der fachbegleitende Lehrer/in bei der täglichen Unterrichtsarbeit der Lehramtsanwärter/innen dabei und kann am besten den Leistungsstand beurteilen. Ein Mitspracherecht bei der Bewertung besteht für die fachbegleitenden Lehrer/innen jedoch nicht. Hier sehen wir heute schon Reformbedarf.

Die GEW Thüringen tritt für Verbesserungen im Bildungssystems ein, dazu sind vor allem gut ausgebildete und motivierte Lehrer/innen die Voraussetzung. Neben den zu geringen Einstellungen in den letzten 20 Jahren ist die Ausbildung eine der Baustellen des Thüringer Schulsystems. Das vom TMBWK vorgelegte neue Lehrerbildungsgesetz ist gänzlich ohne die Sachkenntnis der im Bildungsprozess verankerten Lehrer und der sie vertretenden Bildungsgewerkschaft GEW verfasst wurden. Die Bildungsgewerkschaft hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, den tatsächlichen Bedarf an Veränderung bzw. Verbesserung vor allem der 2. Phase der Lehrer/innenausbildung zu erfassen. 

Dazu stellte die GEW Thüringen einen Forschungsantrag beim Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK). Nach dessen Genehmigung läuft die Online-Umfrage noch bis zum 9. Februar 2014. Alle aktuellen Lehramtsanwärter/innen haben die Chance, ihre Meinung über die Qualität der durchlaufenen Ausbildung kund zu tun. 

Die erhobenen Daten werden anschließend durch die GEW Thüringen ausgewertet. Mit ersten Ergebnissen ist in der zweiten Märzhälfte zu rechnen, das TMBWK hat bereits sein Interesse daran signalisiert. 

Eine ähnliche Umfrage, im Jahre 2012 durchgeführt vom GEW-Landesverband Saarland, hat aufgrund der gravierenden Mängel der Lehrerausbildung das dortige Ministerium veranlasst, eine Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Ausbildungssituation einzurichten. Die GEW Thüringen befindet sich bereits in solchen Gesprächen mit dem TMBWK im Rahmen der Personalentwicklungsverhandlungen und wird die aus der Umfrage gewonnenen Ergebnisse einfließen lassen. 

Ansprechpartner bei der GEW Thüringen zur Umfrage:
Dr. Michael Kummer
Heinrich-Mann-Straße 22, 99096 Erfurt
E-Mail: michael.kummer@gew-thueringen.de
Tel: 0361 - 590 95 54

Ausstellungseröffnung am Donnerstag, um 17:30 Uhr, in der FLOHBURG:

Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme. Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“

Nordhausen (psv) Am Donnerstag, um 17:30 Uhr,  eröffnet der Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen, Dr. Klaus Zeh, in der FLOHBURG | Das Nordhausen Museum  die Ausstellung „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme. Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“.
Mit dieser Ausstellung beginnen wir das neue Ausstellungsjahr mit einer Auftaktveranstaltung zum Europäischen Gedenkjahr der Zeitgeschichte“, kündigt Museumsleiterin Dr. Cornelia Klose an, die dazu herzlich einlädt.

Das Münchner Institut für Zeitgeschichte und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur haben die Ausstellung  im Zusammenhang mit der Gleichzeitigkeit runder Jahrestage, die die Verflechtung der Nationalgeschichten im Jahrhundert der Extreme verdeutlichen, angeregt. 2014 jähren sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100., der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 75. Mal, die friedlichen Revolutionen gegen die kommunistischen  Diktaturen liegen 25 und die EU-Osterweiterung  10 Jahre zurück. Autoren der Ausstellung sind Prof. Dr. Andreas Wirsching und Dr. Petra Weber.


Zu Gast ist an dem Tag der Geschäftsführer der bundesweiten Vereinigung „Gegen Vergessen  - Für Demokratie e.V.“ Dr. Michael Parak. Er steht im Anschluss an die Eröffnung zu einem Flohburggespräch bereit, in dem er die parteienübergreifende Vereinigung, die seit 1993 auf unterschiedliche Weise aktiv ist, vorstellt. 

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: Psychische Erkrankungen nicht einseitig auf Arbeit zurückführen


Berlin, 28. Januar 2013. Zur heutigen Pressekonferenz der Bundespsychotherapeutenkammer erklärt die BDA:

Zu Recht weist die Bundespsychotherapeutenkammer darauf hin, dass psychische Erkrankungen auf verschiedenen Ursachen beruhen. Der DGB macht es sich daher deutlich zu einfach, wenn er einseitig Arbeit für psychische Erkrankungen verantwortlich macht. Richtig ist vielmehr, dass Arbeit grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die persönliche Entwicklung des Einzelnen hat. Sie schafft Selbstbestätigung und Anerkennung. Dies dokumentiert auch die „Gemeinsame Erklärung zur psychischen Gesundheit in der Arbeitswelt“, die das Bundesarbeitsministerium, die BDA und der DGB im September vergangenen Jahres gemeinsam vorgelegt haben.

Natürlich kann auch die Berufstätigkeit eine Rolle bei der Entstehung psychischer Erkrankungen spielen, sie ist aber nachweislich nie alleinige Ursache. Die Arbeitgeber haben ein ureigenes Interesse, die psychische Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu erhalten und möglichst zu stärken. Wer psychisch krank ist, ist auch nicht voll leistungsfähig. Die Arbeitgeber nehmen das Thema ernst und engagieren sich, um Arbeit so zu gestalten, dass Gefährdungen der psychischen Gesundheit möglichst vermieden werden. Nach der sehr umfassenden Erwerbstätigenbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ist in den letzten Jahren auch keine Zunahme von psychisch belastenden Arbeitsbedingungen festzustellen.

Die Versorgung psychisch Erkrankter muss verbessert werden. Die bestehenden Versorgungsdefizite, lange Wartezeiten für Erkrankte und Verschiebebahnhöfe zwischen den Sozialversicherungsträgern haben zur Folge, dass unnötig viele Beschäftigte vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden und in die Frührente gehen. Die Sozialversicherungsträger haben sich in letzter Zeit um Verbesserungen bei der Versorgung bemüht. Diese Anstrengungen müssen fortgesetzt und intensiviert werden.
(Eine Mitteilung des BDA am 28.01.2014)

Ausnahmen vom Mindestlohn: Zwei Millionen Niedriglohnbeschäftigte würden leer ausgehen

Nach wie vor warnen Unternehmerverbände vor einen gesetzlich verordneten Mindestlohn. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte schon Ende des Jahres 2013 (am 28.12.13) im „Handelsblatt“ den von der neuen Regierung geplanten flächendeckenden Mindestlohn scharf kritisiert. „Ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn würde zulasten der Schwächsten am Arbeitsmarkt gehen“, warnte er in einem damals veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir brauchen Differenzierungen, Stufenpläne und Ausnahmen.“ Kramer sagte, ein Zurückdrehen der erreichten Flexibilisierung des Arbeitsmarktes würde die Beschäftigungserfolge der letzten Jahre gefährden.

Demgegenüber sind Experten der Auffassung, die schwarz-rote Regierung dürfe bestimmte Arbeitnehmer nicht einfach vom geplanten Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ausnehmen. Schon weil das gegen den Grundsatz im Grundgesetz verstoßen könne, alle Menschen gleich zu behandeln. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, das der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen würde.Verfassungrechtliche Bedenken bestehen demnach vor allem beim Ausschluss von Rentnern und Studenten vom Mindestlohn, wie ihn maßgebliche Unionspolitiker fordern.

Dazu stellt nun die Heinz-Böckler-Stiftung fest, dass in Deutschland gut 5 Millionen Beschäftigte weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdienen. Würde die Bundesregierung Forderungen nach Ausnahmen vom Mindestlohn nachgeben, erhielten 2 Millionen dieser Niedriglohnbeschäftigten keinen Mindestlohn – und es könnte zu problematischen Verdrängungseffekten auf dem Arbeitsmarkt kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.*

Bekanntlich soll nach den Plänen der Großen Koalition ab 2015 in Deutschland ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn gelten. Aktuell mehren sich allerdings Forderungen von Politikern und nach wie vor von Arbeitgeberverbänden nach Ausnahmeregelungen für bestimmte Arbeitnehmergruppen. Sollten sich diese Forderungen durchsetzen, würde der Mindestlohn zum „Schweizer Käse“, zeigt eine Analyse des WSI. Die Forscher berechneten auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels, wie viele Menschen mit einem Arbeitsverhältnis (also ohne Praktikanten oder Auszubildende) von solchen Ausnahmen betroffen wären. Ergebnis: Im Jahr 2012 lag der Stundenlohn von rund 5,25 Millionen Beschäftigten unterhalb von 8,50 Euro. Gälte der Mindestlohn nicht für Minijobber, Rentner, Schüler, Studenten und hinzuverdienende Arbeitslose, gingen 2 Millionen oder 37 Prozent der Geringverdiener leer aus. Ohne Ausnahmen für geringfügig Beschäftigte wäre es immer noch fast ein Viertel.

Damit würde der allgemeine Mindestlohn systematisch unterlaufen und ein neuer, eigener Niedriglohnsektor geschaffen, warnt Dr. Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI. Die Ausgrenzung ganzer Arbeitnehmergruppen würde den eigentlichen Zweck der Regelung unterlaufen, nämlich den Schutz aller abhängig Beschäftigten. Laut einer Expertise des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages können Ausnahmeregelungen sogar gegen den verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz verstoßen.

Die Ausnahmen würden sich der WSI-Studie zufolge stark auf einige wenige Branchen konzentrieren: Knapp 56 Prozent aller Minijobber und 52 Prozent aller erwerbstätigen Rentner, Schüler und Studenten mit Stundenlöhnen unter 8,50 Euro arbeiten entweder im Gastgewerbe, dem Einzelhandel, den unternehmensnahen Dienstleistungen oder den „sonstigen Dienstleistungen“ wie beispielsweise Wäschereien oder das Friseurgewerbe. In diesen vier Branchen sind von denjenigen, die weniger als den Mindestlohn verdienen, zwischen 35 und 40 Prozent geringfügig beschäftigt und zwischen 7 und 25 Prozent Rentner, Schüler oder Studenten.

Die Auswirkungen von gesetzlichen Lohnuntergrenzen seien mittlerweile gut erforscht, so Bispinck. Zahlreiche Studien hätten gezeigt, dass keine negativen Beschäftigungseffekte zu erwarten sind. Dagegen seien die Folgen weitgehender Ausnahmen für den Arbeitsmarkt nicht absehbar. Es bestehe die Gefahr, dass es zu erheblichen Verdrängungs- und Substitutionseffekten kommt, dass Unternehmen also Beschäftigte mit Mindestlohn durch solche ohne Mindestlohn ersetzen. „Der allgemeine Mindestlohn ist ein sinnvolles Instrument, um Fehlentwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt und bei der Lohnentwicklung einzudämmen“, sagt Bispinck. „Aber dazu muss er auch wirklich für alle Arbeitsverhältnisse gelten.“ 

Hans-Böckler-Stiftung (idw-Dienst) am 27.01.14

Gute Nachricht fürs Älterwerden

Da hatte ich doch erst in meinem gestrigen Eintrag „Leute heute“ eingeräumt, dass ich bei selbstkritischer Reflektierung feststelle, dass ich in meiner „Denke“ zunehmend Zeit brauche, Texte rational und ökonomisch zu formulieren. Womöglich dem Alter geschuldet, meinte ich. Irgendwann hatte ich mal gelesen, dass zwar die Gehirnfunktion die meiste Zeit des Erwachsenenlebens relativ stabil bleibt, nur würde sie nach einem bestimmten Alter, das von Individuum zu Individuum schwankt, abnehme. Was mir auch logisch schien.
Nun berichtet n-tv allerdings vom Ergebnis einer Studie, nach der das menschliche Gehirn im Alter nicht schlechter arbeiten würde als in jungen Jahren, nur halt langsamer. Und da heißt es (Auszug): Die Verlangsamung im Alter kommt nicht zustande, weil die Funktionstüchtigkeit im reifen Gehirn nachlässt, sondern weil im Laufe der Zeit mehr Wissen angehäuft wird.“ (Ende des Auszugs) n-tv beruft sich dabei auf Dr. Michael Ramscar, Sprachwissenschaftler an der Universität Tübingen.

Und angesichts dieser Aussage, die in dem Bericht natürlich weiter ausgeführt wird, geht es mir wie vielen anderen Menschen, die gegenüber Studien und Forschungsergebnissen grundsätzlich misstrauisch sind: wenn sie für einen selbst vorteilhaft sind, schenkt man ihnen doch gern Glauben.

Florian Kontschak stellt sich als Konzertsänger im 4. Sinfoniekonzert vor

Seit September ist der junge Bassist Florian Kontschak Ensemblemitglied im Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen. In zwei Produktionen sang er sich in die Herzen des Publikums: als Bartolo in „Die Hochzeit des Figaro“ und als Professor Würmchen in „Der Vogelhändler“. Nun präsentiert er sich im 6. Sinfoniekonzert des Loh-Orchesters Sondershausen als Orchesterliedsänger. Im Programm „Shakespeare in Love“ wird er die „Sechs Romanzen nach Versen englischer Dichter“ von Schostakowitsch vortragen.

Nordhausen ist sein erstes Festengagement als Solist. „Das war das beste, was ich erwischen konnte – gute Partien an einem kleineren Haus“, strahlt der Künstler, der sich in Nordthüringen und mit seinen Nordhäuser Kollegen sehr wohl fühlt. Dass sein Weg ihn eines Tages auf die Opernbühne führen würde, war keineswegs von Beginn an klar. Zwar hatte Florian Kontschak schon als Kind Klavierunterricht. Doch die Musik war nur ein Hobby. Beruflich schwebte ihm etwas Technisches vor, er wollte Ingenieur werden. Erst in der letzten Minute entschied er sich für das Studium der Schulmusik mit dem Hauptfach Klavier.

Mit Opern wollte ich nichts zu tun haben, das konnte ich mir gar nicht vorstellen“, erinnert er sich. Zum Studium der Schulmusik gehörte aber auch „Zwangsgesangsunterricht“, Stimmbildung als Pflichtfach, was Kontschak wider Erwarten großen Spaß machte. So entschloss er sich, parallel Konzert- und Oratoriengesang zu studieren. „Ich wollte unterrichten und nebenbei Konzerte geben“, so stellte er sich sein Berufsleben vor. Doch dann war am Staatstheater Karlsruhe eine halbe Stelle im Opernchor zu besetzen, er bekam sie auf Anhieb und lernte die Welt des Musiktheaters kennen. Und wollte schnell mehr: „Man steht hinten im Chor und vorne packt ein Solist seine Stimme aus. Ich wollte auch da vorne stehen.“

Obwohl ihn der Karlsruher Chorleiter gerne behalten hätte – in einer vollen Stelle inzwischen – wählte Kontschak ein Masterstudium Operngesang. Schon ein Jahr später kam er ins Opernstudio des Staatstheaters Karlsruhe. Er sang viele Partien, im „Tannhäuser“, im „Vetter aus Dingsda“, in „Rigoletto“ und vielem mehr. „Das fühlte sich schon an wie ein Festengagement als Solist, ich habe viel gelernt“, resümiert er seine Zeit im Opernstudio. Von Karlsruhe aus, wo seine Frau mit seiner 13 Monate alten Tochter lebt, ging es direkt ins Festengagement nach Nordhausen.

Nun freut sich Florian Kontschak auf die Proben mit dem Loh-Orchester und die beiden Vorstellungen des 4. Sinfoniekonzerts: „Besonders gut gefällt mir an den Liedern ihre einzigartige Kombination von Schlichtheit und Dramatik. Aber auch der inhaltliche rote Faden von Freundschaft auf der einen und Tod auf der anderen Seite“. Wer den jungen Bassisten als Konzertsänger erleben möchte, erhält Karten für das 4. Sinfoniekonzert „Shakespeare in Love“ an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), in der Sondershausen-Information (Tel. 0 36 32/78 81 11), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.


Foto Florian Kontschak: Tilmann Graner

Montag, 27. Januar 2014

Zu perfekt ist auch nicht gut

Damit ist der Moderator Markus Lanz gemeint. der nach allem, was ich in jüngster Zeit über ihn gelesen habe, mächtig in die Bredoullie geraten ist. Dabei muss ich gleich eingangs einräumen, dass ich Markus Lanz nur den Namen nach kenne. Und auch nur durch die Medien. Ich habe noch nie ein Interview von ihm gesehen, und die letzte „Wetten dass. . .“-Sendung, die ich sah, liegt viele Jahre zurück.

Als ich gestern schrieb, dass ich mir zu Markus Lanz Gedanken mache, wurden die eigentlich ausgelöst durch einen Bericht in der „Welt“, nach dem der Kabarettist Dieter Nuhr der Petition einer Leipzigerin, die bei Facebook die Abberufung des Moderators beim ZDF forderte, eine eigene entgegen zu setzen versuchte. Und dazu sinngemäß argumentierte, dass sich ja heute jeder mit ein paar Klicks anonym ins Internet einschalten, äußern und unter Pseudonym unerkennbar bleiben kann, womit der digitalen Mobbildung und der allgemeinen Verbreitung des gesunden Volksempfindens keine Grenzen mehr entgegen stehen. Jeder könne sich heute per Tastendruck nach Belieben äußern. Die Anonymität des Internets führe somit zur "Bildung eines unzivilisierten öffentlichen Raumes, vergleichbar mit den rechtsfreien Räumen der prähistorischen Gesellschaften", wie in der Petition gegen den Moderator Markus Lanz offenkundig wird. Ich finde diese Argumentation Nuhrs aber ganz allgemein hoch interessant und in vielfacher Hinsicht zutreffend wenn es darum geht, die Integrität eines Menschen in Frage zu stellen.

Hier also geht es um Markus Lanz. In der Petition der Leipzigerin heißt es (Auszug): „Ein Moderator, der nicht fähig ist, ohne Entgleisungen zu moderieren, den Offenheit und der Umgang mit abweichenden Meinungen offenbar überfordern, der Fragen stellt und die Antworten nicht hören will und der seine eigene Meinung stets über die seiner Gäste stellt, sollte nicht vom Beitragszahler alimentiert werden.“ (Ende des Auszugs).

Die Online-Petition und die Zahl hunderttausender Unterstützer-Unterschriften zeigen, dass Markus Lanz für viele zur Hassfigur geworden ist. Warum das so ist, erklärt Christian Scherg, PR-Experte für Krisen-Situationen in einem Interview der „Welt“(Auszug):

Frage: Warum ist gerade Markus Lanz zur Hassfigur geworden?

Scherg: Das Problem an Markus Lanz ist, dass er im Kern zu perfekt ist. Er vereint alles, was man sich von einem Moderator wünscht. Er ist eloquent. Er sieht gut aus. Er ist der Typ Schwiegermutters Liebling. Die meisten Menschen sind aber nicht so perfekt wie er. Die haben nicht immer das richtige Argument und Lächeln parat.
Frage: Das heißt, er provoziert durch seine bloße Art?
Scherg: Was provoziert, ist seine professionelle Fassade. Die ist so etwas wie eine goldene Rüstung. Man sucht die rostige Stelle, die Lücke, um durch diese Rüstung durchzudringen. Und dann will man diesen Ritter in seiner goldenen Rüstung auch fallen sehen. (Ende des Auszugs).

Folgt man dieser Auffassung – und Christian Scherg steht dafür - sind das Interview mit Sarah Wagenknecht und sind „Wetten dass . . .“ eher Vorwände, um die Abberufung eines Moderators zu fordern, der einfach zu perfekt und zu smart ist. Und der damit die Massen provoziert, die ihm das verübeln. Mehr als 200 000 Unterschriften unterstützen die Forderung. Das ZDF soll Markus Lanz feuern. Titel der Petition: “Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!”.

Das ZDF entschuldigt sich. Sogar bei Sahra Wagenknecht. Die sei zufrieden gewesen, hatte der Sender zunächst erklärt. Die Politikerin nannte das auf Twitter „arg frech“. „Sorry, ist wohl nach der Sendung falsch angekommen“, antwortete das ZDF. Wagenknecht will vorerst von Lanz-Talkshow-Besuchen absehen.
In der Linkspartei fühlt man sich derweil in der Überzeugung bestätigt, von den Medien sowieso gemobbt zu werden, heißt es in der „Frankfurter Rundschau“ Einzelne Abgeordnete riefen zur Unterschrift gegen Lanz auf. Und der Branchendienst Meedia berichtet gar, die Autorin der Petition sei selbst mal Mitglied der Linken gewesen. In einem weiteren Bericht der FR sieht der Deutsche Journalisten-Verband schon die Pressefreiheit in Gefahr. Politiker sollten nicht die Absetzung kritischer Moderatoren fordern.

Dieter Nuhr wollte mit seiner oben erwähnten Anti-Anti-Petition nach eigenen Angaben gegen die Petitionsflut im Internet aufmerksam machen. Der Aufruf unter dem Motto „Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn“, die Nuhr am Sonntag startete, wurde allerdings wenige Stunden später von der Plattform „openPetition“ gelöscht. Sie habe die Nutzungsbedingungen missachtet, erklärte das Portal. Nuhr kommentierte: „Meine so schön formulierte Onlinepetition wurde aus Gründen freier Meinungsäußerung gesperrt“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite, wie ich las. Mittlerweile hat ein Nutzer eine weitere Petition eröffnet: „Für den Erhalt von Dieter Nuhrs Petition“. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Chose weiter entwickelt.