Mittwoch, 31. Juli 2013

Jobcenter mit neuem Hartz-IV-Antrag

Ab 1. August arbeitet das Jobcenter Landkreis Nordhausen mit einem neuen, vereinfachten Hartz IV-Antrag. Genutzt wird dieser nicht nur in Nordhausen sondern in allen Jobcentern in gemeinsamer Trägerschaft von Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Landkreisen und kreisfreien Städten (gemeinsame Einrichtungen).
 Für die BA ist es eine wichtige, aber auch schwierige Aufgabe, die Komplexität der Grundsicherung in eine bürgernahe, verständliche Sprache zu übersetzen. In den vergangenen drei Jahren wurden über 180 Dokumente, wie zum Beispiel Bewilligungsbescheide oder Anhörungs- und Mitwirkungsschreiben überarbeitet und in einfachere Verwaltungssprache gebracht. Die Einführung des neuen, überarbeiteten Hartz IV-Antrages rundet dieses Projekt ab, beendet es aber nicht.

 BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt: „Leichte Sprache hilft uns, unnötige Barrieren zwischen Kunden und Jobcenter abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Hartz IV ist schwierig und komplex und es gibt immer den Konflikt zwischen bürgerfreundlichen Formulierungen und rechtlichen Erfordernissen. Aber dieser Herausforderung stellen wir uns permanent, gemeinsam mit den Betroffenen, mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Jobcentern und Vertretern von Arbeitslosenverbänden.“

Ausstellung „20 Jahre Thüringer Verfassung“

Bis zum 17. August im Bürgersaal des „Neuen Rathaus´“: 

Nordhausen (psv) Die Ausstellung des Thüringer Landtags „20 Jahre Thüringer Verfassung“ ist ab heute bis zum 17. August im Bürgersaal des neuen Rathauses zu sehen. Landtagsabgeordneter Egon Primas - in Vertretung der Landtagspräsidentin - und Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh haben die Ausstellung eröffnet.

Die Ausstellung wurde vom Landtag und Hauptstaatsarchiv konzipiert. Auf zwölf Tafeln wird die Entstehungsgeschichte der Thüringer Verfassung dargestellt, deren Wurzeln bis Anfang des 19. Jahrhunderts reichen. Es werden aber auch Inhalte dieser Grundlage des staatlichen und politischen Lebens in Thüringen thematisiert.

In seiner Begrüßung sagte Dr. Zeh, „Die Mitarbeit an der Thüringer Verfassung, ist eine meiner besten politischen Erfahrungen gewesen. Es war für mich schon ein Geschenk, nach der friedlichen Revolution den politischen Alltag mit gestalten zu dürfen. Aber die Mitarbeit und der Meinungsstreit um eine Verfassung, die die Grundlage unseres politischen Handelns ist, die die Staatsziele formuliert, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind und die die einklagbaren Grundrechte unserer Bürger festschreibt, das war ein Vorzug erster Güte“.

Manch einer hatte damals gefragt, so Zeh weiter, warum Thüringen eine eigene Verfassung benötigte. „Der Grund war einfach: Die Länder gab es schon vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland! Der Bund konstituierte sich aus den Ländern, und nicht umgekehrt. Und es war eine Forderung aus der friedlichen Revolution, dass wir nicht zentralistisch aus Berlin regiert werden wollten, sondern in unseren Länderstrukturen eigene Verantwortung wahrnehmen wollten.“
Es ist einer der entscheidenden Unterschiede zur DDR-Verfassung, dass in Artikel 1 nicht als erstes die Machtverhältnisse im Staat geregelt sind, sondern dort festgeschrieben wird, dass die Würde des Menschen unantastbar ist! Ein Staat, der die Menschenrechte des Einzelnen als höchstes Gut respektiert, wird als Staatswesen immer eine positive Rolle spielen“, so Zeh weiter.

Die Achtung der Würde und die unveräußerlichen Rechte des Einzelnen entsprächen christlich-abendländischen Verständnis vom Menschen. Dieses habe mit der Aufklärung und der christlichen Soziallehre die entscheidenden Impulse für die moderne Verfassung gegeben.  Deshalb habe letztlich die umstrittene Passage, dass man sich die Verfassung „vor Gott“ gebe, seinen Weg in die Verfassung gefunden.

Besonders stolz sei er - auch als heutiger Präsident des Deutschen Familienverbandes-, dass in Erweiterung zu Artikel 6 des Grundgesetzes bzgl. des besonderen Schutzes der Ehe damals in Thüringen in Artikel 17 ein ergänzender Absatz aufgenommen wurde, der besagt: „Wer in häuslicher Gemeinschaft Kinder erzieht oder für andere sorgt, verdient Förderung und Entlastung.“ Dies sei ein besonderer Auftrag für die Gesellschaft gerade angesichts der demographischen Krise, in der sich Deutschland befinde.“Daher sei die Ausstellung auch insbesondere Schülern und Jugendlichen anempfohlen, um sich „auf Entdeckungsreise mit unserer Verfassung zu begeben.“

Anmerkung: Das mitgelieferte Bild lässt leider nicht erkennen, ob es neben der Beigeordneten Hannelore Haase und Gisela Hartmann weitere Teilnehmer an der Eröffnung der Ausstellung gab. Der Eindruck, den das Bild insoweit vermittelt, ist jedenfalls ausgesprochen dürftig.

Das Ende der Printmedien?


Eine Verlautbarung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Die Axel Springer AG hat bekannt gegeben, dass sie die Regionalzeitungen Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost sowie einige Programm- und Frauenzeitschriften verkaufen will. Der Konzern will sich mehr auf digitale Medien konzentrieren. Was die aktuelle Entwicklung für den deutschen Pressemarkt bedeutet, erklärt Kommunikationswissenschaftler Dr. Reimar Zeh von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Die Entscheidung der Axel Springer AG, traditionsreiche Titel aus dem Printangebot an einen Konkurrenten zu verkaufen, hat unabhängig von der noch ausstehenden Genehmigung durch das Kartellamt eine enorme Signalwirkung. Der Konzern macht deutlich, dass er nicht an die Zukunft der Printmedien glaubt: Mittel bis langfristig scheint sich zumindest mit diesen Titeln kein Geld mehr verdienen zu lassen, obgleich sie wohl derzeit noch zum Unternehmensgewinn beitragen. Eigentlich ist dieser Vorgang aus der wirtschaftlichen Perspektive heraus betrachtet völlig normal: Ein Unternehmen trennt sich von Teilen, die nicht mehr profitabel oder nicht mehr profitabel genug sind. Die Tatsache, dass sich für das Paket ein Käufer finden ließ, mag zwar darauf hindeuten, dass die pessimistische Sicht auf die Zukunft der Printmedien nicht überall vorherrscht. Jedoch war der Käufer, die Funke Mediengruppe, nicht in der Lage, den Kaufpreis über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Die Axel Springer AG gewährt dem Käufer einen Kredit und verdient so über dessen Verzinsung nochmals mit. Der Kurssprung der Springer-Aktie um mehr als zwölf Prozent nach oben ist ein weiteres, deutliches Signal.

Was ist nun besonders an diesem Vorgang? Trennt sich Siemens von einer Unternehmenssparte, scheint dies weitaus weniger Staub aufzuwirbeln. Der Unterschied liegt in dem Produkt, das hier gehandelt wird: Zeitungen und Zeitschriften sowie Medien allgemein erfüllen eine öffentliche Aufgabe. Mit ihren publizistischen Inhalten vertreten sie die Interessen der Allgemeinheit und nicht, wie die Hersteller von Maschinenteilen oder Computern, partikulare Interessen. Anders als die Tätigkeit eines Industriekonzerns genießen Medienprodukte einen weitreichenden Schutz durch das Grundgesetz. Sie sind häufig unsere einzige Informationsquelle und zentral am demokratischen Meinungsbildungsprozess beteiligt.

Nach wie vor haben die Printmedien in unserer Gesellschaft eine herausragende Stellung, und zwar nicht nur auf nationaler Ebene, sondern gerade auf lokaler und regionaler Ebene. Obwohl uns Fernsehen und vor allem das Internet wesentlich aktueller vorkommen mögen, sind es nach wie vor Zeitungen und Zeitschriften, die zentrale gesellschaftliche Themen nachhaltig und mit einer gewissen Ausführlichkeit in die öffentliche Diskussion einbringen. Das Fernsehen ist weder auf nationaler und noch viel weniger auf lokaler Ebene in der Lage, Probleme und Vorgänge, die die Gesellschaft betreffen, in angemessener Tiefe darzustellen. Gerade im lokalen Bereich – und um den geht es ja bei dem Verkauf des Hamburger Abendblatts und der Berliner Morgenpost im Besonderen – ist die Informationsversorgung schon seit Langem prekär. In vielen Regionen Deutschlands stehen den Bürgern keine alternativen Informationsangebote zur Verfügung. Der Markt für lokale Informationen wird häufig von Zeitungsmonopolen beherrscht. Da die Presse an Auflage einbüßt, wird diese Entwicklung weitergehen.

Die eigentliche Stärke der Printmedien – die Mischfinanzierung aus Verkaufserlös und Anzeigengeschäft – verwandelt sich angesichts rückläufiger Leserzahlen zu einem großen Problem. Die Einbußen im Verkauf können nicht ohne weiteres durch Preiserhöhungen aufgefangen werden und sind gleichzeitig mit Verlusten im Anzeigengeschäft verbunden, da sich die Anzeigenpreise an der Verbreitung orientieren. Rationalisierungsmaßnahmen – das heißt meist Verkleinerung der Redaktionen und Kooperationen mit anderen Titeln – stellen hier zunächst einen wirtschaftlichen Ausweg dar, unter dem am Ende die publizistische Qualität und Vielfalt leidet. Hier spricht man von einer Anzeigen-Auflagen-Spirale, die in diesem Fall wie ein Teufelskreis wirkt: Denn die wegbrechenden Anzeigenerlöse können wiederum nur durch Rationalisierungsmaßnahmen aufgefangen werden.

Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und lassen sich nicht einzig auf das Internet zurückführen. Reichweitenverluste von Zeitungen und Zeitschriften begannen schon vor einer nennenswerten Verbreitung des Internets in Deutschland. Allerdings macht es das Internet nicht einfacher für die Verlage. Journalistische Angebote sind hier meist umsonst, können aber nur selten ausschließlich über Werbung kostendeckend angeboten werden. Ob es mittelfristig gelingt, journalistische Informationen werbefinanziert oder über Bezahl-Modelle im Internet zu etablieren, ist noch nicht absehbar. Das Nutzerverhalten aber auch das Verhalten der Werbeindustrie drängt zumindest in diese Richtung.

Durch den Verkauf des Hamburger Abendblattes, der Berliner Morgenpost, der Programmzeitschrift Hörzu und einigen Frauenzeitschriften vollzieht der Konzern letztlich, was bereits 2003 auf der Aktionärsversammlung beschlossen wurde: Der Axel-Springer-Verlag hat sich damals in Axel Springer AG umbenannt, der Konzern wandelt sich vom Verlag zum Medienunternehmen. Man kann davon ausgehen, dass der Verkaufserlös hauptsächlich in Internetangebote investiert werden wird, aber wohl nicht in journalistische Internetangebote.
 
(Eine Verlautbarung des idw-wissenschaftlichen Dienstes)

Dienstag, 30. Juli 2013

Vignette Flop, Eis top: Deutsche Autofahrer starten gut vorbereitet in die Ferien


Umfrage des Energiehändlers Präg: Durch Hitze erhöhte Nachfrage nach Erfrischungsgetränken und Eis an Tankstellen/Landkarten, Vignetten und Proviant sind bereits im Reisegepäck/Tipps für einen stressfreien Urlaub
Kempten, 30. Juli 2013. Einen Tag vor dem Start der Sommerferien in Bayern ziehen Tankstellenunternehmer eine positive Bilanz für Deutschlands Urlauber. Ob Reiserouten, Proviant oder Vignette: Obwohl Urlaubssaison herrscht, fragen Autofahrer Tankwarte nicht häufiger um Unterstützung als im restlichen Jahr. Das hat eine Befragung des Energiehändlers Präg unter 76 Tankstellenunternehmern seiner 102 Tankstellen ergeben.
Während die Sommerferien in sieben Bundesländern bereits zu Ende gehen, stapeln Bayern und Schwaben Koffer, Spielzeug und Sportgeräte in ihren Autos. Tankstellenunternehmer entlang der Fahrtrouten können dem Urlauberstrom allerdings gelassen entgegenblicken. „Nur jeder zehnte Betreiber (9 Prozent) hat seit Beginn der bundesweiten Sommerferien im Juni beobachtet, dass Autofahrer deutlich mehr Anfragen während als außerhalb der Ferien stellen. Die Deutschen sind gut auf lange Fahrten vorbereitet“, sagt Präg-Mitgeschäftsführer Klaus-Rüdiger Bischoff.
Nachfragerekord haben in den vergangenen Wochen jedoch Eis und kalte Getränke erreicht. 77 Prozent der Tankstellenunternehmer berichten von einem deutlichen Anstieg an Eisbedarf. 76 Prozent meinen, dass auch Erfrischungsgetränke verstärkt gekauft werden. Snacks hingegen wurden nicht häufiger gekauft als in anderen Monaten.
Auch sonst packen die Deutschen ihr Auto sehr bewusst für die Urlaubsreise. So geben 38 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass Urlauber beispielsweise Vignetten seltener nachfragen als Autofahrer während des restlichen Jahres. Die meisten sorgen vor. Und auch in punkto Fahrtroute informieren sich Urlauber bereits vor Fahrtantritt über die perfekte Strecke – und verlassen sich zudem auf ihr Navigationsgerät. Nur 4 Prozent der Teilnehmer berichten über erhöhte Anfragen nach günstigen Fahrtrouten.
Darüber hinaus lassen sich die Deutschen auch im Urlaub nicht vom Sparen abbringen. 29 Prozent der Tankstellenunternehmer geben in der Umfrage an, dass Autofahrer in den Ferien häufiger nach dem passenden Moment zum Volltanken fragen. Zudem helfen Tankstellenunternehmer im Sommer auch verstärkt mit Tipps für Übernachtungsmöglichkeiten. Rund 28 Prozent gaben an, dass sie häufiger nach nahegelegene Hotels und Pensionen gefragt werden als außerhalb der Urlaubssaison.
Auch gegen Langeweile während der Reise nutzen Urlauber das Angebot von Tankstellen: Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent von 74 Unternehmern) berichten, dass Zeitschriften, Bücher und Tageszeitungen eher mehr als außerhalb der Ferien nachgefragt werden.

6 Tipps für eine entspannte Urlaubsfahrt:
  • Verkehrsnachrichten im Radio verfolgen, um mögliche Staus umfahren zu können
  • Ausgeruht in den Urlaub starten und ausreichend Pausen einplanen
  • Spiele, Bücher und Zeitschriften für Kinder griffbereit haben
  • Ausreichend Getränke und Proviant für einen möglichen Stau in die Kühltasche packen
  • Vorschriften der durchreisenden Länder beachten
  • Reifenprofil und Luftdruck vor der Reise überprüfen


Über das Unternehmen
Das in Kempten ansässige Familienunternehmen Präg ist in verschiedenen Sparten des Energiehandels tätig. 1904 als Hersteller von Leuchtpetroleum und Schmierstoffen gegründet, verfügt Präg heute über mehr als einhundert Jahre Erfahrung in Sachen Energie. So hat sich die Präg-Gruppe mit einem Netz von derzeit rund einhundert Tankstellen zu einem der größten mittelständischen Tankstellen-Netzbetreibern in Deutschland entwickelt. Zudem werden aktuell knapp 40.000 Kunden mit Heizöl und Kraftstoffen aus dem Hause Präg versorgt. Seit 2011 bietet das Traditionsunternehmen außerdem die Versorgung mit Strom, Pellets und Erdgas an. Darüber hinaus verfügt Präg über drei Großtanklager in Kempten, Augsburg und Heidenau, die nationale und internationale Unternehmen als Umschlagplätze zur regionalen Versorgung nutzen. Die Präg-Gruppe ist mit 140 Mitarbeitern und unter der Geschäftsführung von Marc Deisenhofer und Klaus-Rüdiger Bischoff vor allem in Süd- und Ostdeutschland tätig. Weitere Informationen im Internet unter http://www.praeg.de.

Ostdeutsche Wirtschaft stagniert im Jahr 2013

Die Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland dürfte im Jahr 2013 stagnieren. Die Zuwachsraten liegen nun seit dem Jahr 2010 unter denen im Westen Deutschlands. Das liegt vor allem daran, dass die wichtigen Absatzmärkte der ostdeutschen Wirtschaft nicht in schnell wachsenden Schwellenländern, sondern in Europa liegen und die europäische Wirtschaft in der Krise steckt. Allerdings wird die Konjunktur in Deutschland, und damit auch im Osten des Landes, im Verlauf des Jahres 2013 deutlich Fahrt aufnehmen. Die Wanderungsbilanz Ostdeutschlands hat sich vor allem durch den Zuzug aus dem Ausland zuletzt deutlich verbessert.
Im Sommer 2013 ist das konjunkturelle Umfeld für die Wirtschaft Ostdeutschlands schwierig. Die weltwirtschaftliche Dynamik ist seit über einem Jahr gering, weil sich einige fortgeschrittene Volkswirtschaften immer noch nicht völlig von der Großen Rezession erholt haben und die Wachstumsdynamik in wichtigen Schwellenländern wie China nachlässt. Im Euroraum wird die Rezession nur langsam überwunden. Für Deutschland insgesamt deutet sich zwar für das Sommerhalbjahr eine konjunkturelle Belebung an, Anlageinvestitionen und Exporte werden dieses Jahr aber wohl kaum mehr als stagnieren.
Üblicherweise ist die Konjunktur in Ostdeutschland in Abschwungjahren wie 2009 stabiler als in Westdeutschland, in Aufschwungjahren wie 2010 und 2011 ist sie we-niger dynamisch. Denn die westdeutsche Wirtschaft ist wegen ihrer Spezialisierung auf Investitionsgüterproduktion für den Export deutlich zyklischer als die Wirtschaft im Osten. Im Jahr 2012 legte die ostdeutsche Produktion allerdings trotz schwacher Konjunktur mit 0,3% langsamer zu als die Produktion in Gesamtdeutschland (0,7%); und auch für den Beginn des Jahres 2013 deuten die Indikatoren auf eine schwä-chere Dynamik hin. Der Grund liegt wohl darin, dass die Unternehmen in Ost-deutschland weniger gut gegen die Rezession in den europäischen Nachbarländern abgeschirmt sind als Unternehmen in Westdeutschland, weil diese in größerem Umfang Absatzmärkte außerhalb der Europäischen Union bedienen. Für ostdeut-sche Exporteure ist der deutlich rückläufige europäische Absatzmarkt wichtiger. Zu-dem ist im Osten die Produktion von Vorleistungsgütern von größerer Bedeutung als im Westen, und deren Nachfrage entwickelte sich seit dem vergangenen Jahr schwach, nicht zuletzt weil Läger europaweit abgebaut werden.
Die aktuellen Stimmungsindikatoren für das Verarbeitende Gewerbe in Ostdeutsch-land deuten darauf hin, dass sich der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu Jahresbeginn erst einmal fortgesetzt hat. Die Auftragseingänge haben aber im Winter ihren Tiefpunkt wohl überschritten. Unter den Unternehmen in Deutsch-land nimmt die Zuversicht seit dem Frühjahr wieder zu, und es darf erwartet werden, dass der für die ostdeutsche Vorleistungsgüterproduktion nachteilige Lagerabbau zu einem Ende kommt. Auch gibt es jüngst Anzeichen dafür, dass sich die Konjunktur im restlichen Euroraum langsam stabilisiert. Alles in allem dürfte die Produktion im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe im Jahresverlauf wieder moderat zunehmen. Ähnlich ist die Lage am Bau: Hier hat der harte Winter die Aktivität vorübergehend
stark gehemmt, und die so entstandenen Produktionsrückstände werden im Jahres-verlauf wohl aufgeholt werden.
Die Flutkatastrophe an der Elbe und ihren Zuflüssen Anfang Juni hat zwar erhebliche Sachschäden, aber offensichtlich nur begrenzte Produktionsausfälle mit sich gebracht. Instandsetzungsmaßnahmen dürften der Bauwirtschaft für die zweite Jah-reshälfte 2013 einige Impulse geben. Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion in Ostdeutschland im Jahr 2013 stagnieren, während sie in Gesamt-deutschland um 0,7% zulegen dürfte.

Nach diesem Konjunkturbild würde die ostdeutsche Wirtschaft in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt um etwa 0,7% pro Jahr wachsen. Der Wachstumsabstand zwischen Ost und West entspricht damit in etwa der Differenz in der Bevölkerungsentwicklung. Konvergenz des gesamtwirtschaftlichen Outputs findet zurzeit also auch pro Kopf nicht mehr statt. Dass Ostdeutschland von der Rezession im Euroraum und der daher rührenden Verunsicherung der Unternehmen stärker getroffen ist als Gesamtdeutschland, ist wohl nicht der einzige Grund. Vielmehr bremst auch die ungünstigere Bevölkerungsentwicklung die Güternachfrage. Außerdem werden die langfristigen demographischen Effekte schon jetzt von privaten und öffentlichen Haushalten antizipiert: Unter anderem zwingt eine ungünstigere Bevölkerungsprognose ostdeutsche Länder zu schärferen Konsolidierungskursen als im Westen, weil sie die für die Zukunft zu erwartenden Einnahmen schmälert.
Über die Frage der langfristigen Konvergenz entscheiden aber weniger Faktoren der Nachfrage als die Entwicklung der Angebotsbedingungen. Diese werden ebenfalls durch eine schrumpfende und alternde Bevölkerung verschlechtert, schon weil das Arbeitsangebot schwinden muss, wenn Spielräume bei der Mobilisierung der stillen Reserve ausgereizt sind. Ob die Wirtschaftsleistung pro Kopf in den kommenden Jahren zwischen Ost und West wieder konvergieren wird, hängt wohl wesentlich davon ab, wie dieses Problem bewältigt wird. Insbesondere kommt es darauf an, dass das Arbeitsangebot in den städtischen Ballungsräumen Ostdeutschlands durch Integration umliegender Arbeitsmärkte und eine günstigere Wanderungsbilanz gestärkt wird. Gelingt dies nicht, besteht zudem die Gefahr, dass gewerbliche Investiti-onen schon jetzt ausbleiben, weil die negativen Effekte der demographischen Entwicklung von den Unternehmen antizipiert werden.

(Eine Mitteilung des IWH vom 23.07.13)

Das also ist der (arabische) Frühling!?

Das „arabische“ habe ich in Klammer gesetzt, weil sich ja manche Experten nicht einig sind, ob es sich wirklich um einen „arabischen“ oder den „islamischen“ Frühling handelt. Wie dem aber immer auch sei, mutet ein solcher Frühling, wie er sich derzeit im Nahen Osten darstellt, schon recht befremdend an. Und Gott bewahre, dass es einen solchen jemals auch bei uns geben könnte. Ganz auszuschließen ist es ja wohl nicht, nachdem ja Flüchtlinge und Asylsuchenden aus diesen Ländern auch die Probleme mitbringen. Und wer weiß schon, ob es sich dabei wirklich nur um Menschen handelt, die den Unruhen in ihren Heimatländern entgehen wollen!?
Ich erinnere mich angesichts der aus den Ländern des Nahen Osten berichteten Vorgängen wieder einmal an den Vortrag von Professor Dr. Ekkehard Schulz vom Orientalischen Institut der Universität Leipzig, den er Ende Mai in der Kreissparkasse Nordhausen hielt. Das Thema lautete: „Der Nahe Osten im Aufbruch – Wohin?“ Und gleich eingangs seines Vortrags hatte er ausgeführt, dass „derzeit gern und vermehrt in Nachrichten und Berichten vom „arabischen Frühling“ die Rede ist, während dem die Ereignisse in den meisten arabischen Ländern von politischen Aufbrüchen in der Region künden. Frühling,“ so meinte er, „käme zwar mitunter in der Lyrik vor, im Nahen Osten aber gäbe es eigentlich nur zwei Jahreszeiten;: Sommer und Winter. Und derzeit könne man sich im Nahen Osten eher im Winter wähnen, angesichts der dortigen Vorgänge.“Und Ägypten ist derzeit ein gutes, wenn auch schlimmes Beispiel für den gesamten Nahen Osten.

Noch im Februar dieses Jahres veröffentlichte der Orientalist Dr. Wolfgang Bator (Oranienburg) eine Zwischenbilanz der Entwicklung im Nahen Osten und stellte dabei die im vergangenen Jahr in Ägypten stattgefundenen Wahlen nach westlichen Vorbild heraus. Aus denen Mohammed Morsi,ein ehemaliges Mitglied der Muslim Brotherhood, mit klarer Mehrheit hervorging. Hunderte westliche Beobachter bescheinigten, dass die Wahl korrekt und fair verlaufen sei. Bator führte dazu aus, dass deshalb der Entwicklung Ägyptens dank seines Bevölkerungspotentials, seiner Größe, seines wirtschaftlichen Entwicklungsstandes und seiner traditionellen Rolle innerhalb der arabischen Welt eine Modellrolle zukäme. Heute ist die Situation – und wohl auch die Einschätzung – in Ägypten eine völlig andere. Und es scheint, dass die dortigen Unruhen ihre Fortsetzung in den Nachbarstaaten gefunden haben, denn auch in Tunesien eskaliert die Lage. Und auch dort gibt es nicht nur ähnliche Auslöser, die Unruhen setzten sich auch in Lybien fort. Auch von dort werden Angriffe auf Mitglieder der Muslimbruderschaft gemeldet. Und dabei passierte dann auch etwas, das die derzeitigen Proteste in ein anderes Licht rückt, schreibt die „Frankfurter Rundschau: (Auszug): „Mehr als 1200 Insassen eines Gefängnisses brachen aus. Unter den Geflohenen waren, so wurde berichtet, einige hochrangige Vertreter der Regierung Gaddafi. Wie in Tunesien und Ägypten handelt es sich bei den Unruhen also womöglich nicht nur um den Ausbruch des berechtigten Volkszorns. Beteiligt ist auch das alte Regime, das mit aller Macht an einem Comeback arbeitet.“(Ende des Auszugs). Bezeichnend genug, meint auch „Welt“, der ich aber nichts weiter entnehmen kann, aus inzwischen bekannten Gründen. Sei noch der Irak erwähnt, von dem die Tagesschau gestern meldete, dass bei einer landesweiten Anschlagserie nach Polizei- und Krankenhausangaben mindestens 60 Menschen getötet worden. Insgesamt seien mindestens 14 Autobomben gezündet worden, hieß es. Die Anschläge seien in hauptsächlich von Schiiten bewohnten Gegenden in Bagdad, Kut, Mahmudija und andernorts verübt worden. Auf Syrien muss ich nicht weiter eingehen, die aktuelle Situation mit ihren schrecklichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind ja hinreichend bekannt. Und schließlich sei noch bemerkt, dass zum ersten Mal seit fast drei Jahren Israelis und Palästinenser wieder an einem Tisch sitzen. Die Erwartungen allerdings sind gering. Niemand will über konkrete Verhandlungen sprechen - nur von „Gesprächen über Gespräche“.Und das soll der arabische, oder auch islamische Frühling sein?

Nun ist Norbert Lammert an der Reihe

Und es scheint, als hinge es nur von der Zeit ab, die ein anonymer Blogger unter dem Pseudonym „Robert Schmidt“ zur Verfügung hat, um die Dissertationen der Doktores im Bundestag oder dem Europa-Parlament auf Plagiate hin zu durchforsten. Nachdem er ja im jüngsten Fall des Norbert Lammert einräumte, die Untersuchung nach dem Erreichen von gut einem Drittel der Seiten des Hauptteils abgebrochen zu haben. Eine vollständige Dokumentation sei wegen des hohen Zeitaufwands nicht möglich. Zweck der Internet-Veröffentlichung sei es, sowohl die Universität Bochum als auch die Öffentlichkeit zu informieren.

Nun bin ich ein winziger Teil dieser Öffentlichkeit und kann mich also insoweit angesprochen fühlen. Und da räume ich ein, dass ich die bisher erschienen Artikel überflogen habe, außer dem der „Welt“ die zwar angeblich als erste zum Thema berichtete, aber mir dazu nur das Angebot macht, zuvor ein Abonnement abzuschließen. Und das ist es mir nicht wert.

Einfach deshalb nicht, weil mir Anonymität in jedweder Hinsicht zutiefst zuwider ist. Und wenn es wirklich so ist, dass dieser „Robert Schmidt“ schon Politikern wie Guttenberg, Koch-Mehrin und Schavan Plagiate nachwies, also schon mehrere Jahre am Werk ist, stellen sich die Medien ein Armutszeugnis aus, wenn sie in der Zwischenzeit den Autor nicht identifizieren konnten. Vielleicht will man das aber auch gar nicht.


Auch wenn ich unterstelle, dass dieser Anonymus ein hochintelligenter Mensch ist und wirklich meint, offenbaren zu müssen, wer sich der Plagiate schuldig machte, verliert eine solche Offenbarung an Wert und Bedeutung, wenn sich der Offenbarer selbst hinter einem Pseudonym versteckt. Ich halte solche Leute für Heckenschützen, denen es an persönlichen Mut fehlt. Dass das heutzutage allmählich zur Normalität im Medienbereich gehört, ändert meines Erachtens nichts an der moralischen Fragwürdigkeit. Und dabei bleibe ich.

Montag, 29. Juli 2013

Kitaausbau: Lässt der Druck nach?

Seit Monaten berichten die Medien über den ab 1. August wirksamen gesetzlichen Anspruch von Eltern auf einen Krippenplatz für ihre Kinder unter drei Jahren. In der Art, in der das in der Vergangenheit geschah, wurden systematisch Befürchtungen geschürt, dass Kommunen vornehmlich im Westen der Republik diesem Anspruch nicht entsprechen werden können.
So hieß es noch im November des Vorjahres, dass es knapp neun Monate vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf ein Betreuungsangebot für unter Dreijährige weit weniger Krippenplätze gibt als bisher angenommen. Laut neuen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes fehlen bundesweit noch 220 000 Plätze, um zum 1. August 2013 die gesetzliche Garantie auf ein Betreuungsangebot einlösen zu können. Bislang waren Experten aufgrund der Ländermeldungen von nur rund 130 000 noch fehlenden Kita-Plätzen ausgegangen. Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb dazu kurz zuvor(Auszug): „Ein Jahr vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf Betreuung für jedes Kind vom ersten Geburtstag an wächst bei den Kommunen die Panik, von einer Klagewelle erboster Eltern überrollt zu werden, die von 1. August 2013 an keinen Platz für ihren Nachwuchs bekommen.“(Ende des Auszugs).
Nun, Tage vor dem 1. August, berichtete zum Beispiel N-tv gestern (Auszug): „Umso erstaunlicher, dass wenige Tage vor dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs die befürchtete Klagewelle in den großen deutschen Städten bislang ausblieb. Nach einer Umfrage der "Bild"-Zeitung bei 27 Städten stehen derzeit nur Köln, Düsseldorf, Dresden und Wiesbaden in einem Rechtsstreit mit Eltern, die keinen Platz gefunden haben. Auch die meisten Bundesländer rechnen damit, den Bedarf zum 1. August decken zu können...“(Ende des Auszugs.)

Inzwischen hat sich der Trend in der Berichterstattung beträchtlich geändert. So berichtete der NDR in der vergangenen Woche, dass nicht nur in den neuen Bundesländern, in denen es bereits eine gute Versorgung gab, die Bilanz positiv sei . Im Westen gebe es ebenfalls eine spürbare Verbesserung, auch dort lägen die Zahlen jetzt nah am berechneten Bedarf, zitiert der Sender NDR info Regierungskreise. Ein Teil dieser Plätze werde derzeit noch mit Bundesgeldern fertig gestellt. Viele warteten aber nur noch auf die Betriebserlaubnis.

Ein ganz anderes Problem aber gerät jetzt vermehrt in den Focus der Medien: die Betreuung der Kinder in den Kitas. „Sonntag aktuell“ etwa kommentierte gestern (Auszug): „Stell dir vor, es gibt viele neue Kitas, und keiner arbeitet darin. Zugespitzt könnte man so die Situation der Träger von Kindertagesstätten beschreiben. Sie suchen dringend nach Personal. Ob Eltern in Zukunft die dringend benötigten Betreuungsplätze für ihre Kinder bekommen, hängt also davon ab, ob sich genug Menschen für diesen Beruf entscheiden...“ (Ende des Auszugs). In Düsseldorf etwa suchen allein die Wohlfahrtsverbände händeringend für das U3-Projekt 300 Erzieherinnen. Und in der „Welt“ war zu diesem Problem neulich zu lesen (Auszug): „...Denn Baden-Württemberg hat vor Kurzem beschlossen, dass fortan auch Kinderkrankenschwestern, Hebammen oder Krankengymnasten als Betreuer in den Kitas arbeiten dürfen. Und einige Bundesländer, Hamburg und Niedersachsen etwa, bilden in großer Zahl sogenannte sozialpädagogische Assistenten oder Linderpfleger aus: eine Art Erzieherausbildung light. . .“(Ende des Auszugs). Keine „light“-Ausbildung in den erzieherischen Berufen bildet dagegen seit Jahren in Nordhausen die „pro-vita-Akademie“ aus. Und was dort zu einer gediegenen Ausbildung gehört, kann man jeweils am „Tag der offenen Tür“ oder während der jährlichen Berufsstartmessen in der Wiedigsburghalle erleben. Dass sich zwischen diesen qualifizierten Erzieherinnen und jenen sehr viel flüchtiger ausgebildeten Betreuerinnen nicht nur ein pädagogisches Problem auftut, sondern auch eines den Verdienst betreffend, sei hier am Rande bemerkt, kann aber gravierend sein.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Verlautbarung der Stiftung der Universität Hildesheim, in der Kirsten Scheiwe, Professorin für Recht sozialer Dienstleistungen an der dortigen Universität feststellt: „Entscheidend ist neben dem Ausbau die Qualität der Kita und Tagespflege. In dieser Verlaubarung vom 26.07.13 heißt es u.a. (Auszug): „Durch den Rechtsanspruch erhöht sich der Druck zum bedarfsgerechten Ausbau auf Kommunen – einige sind sehr gut vorbereitet, an anderen Orten wird das Angebot nicht ausreichen. „Die Planungsverantwortung liegt beim öffentlichen Träger. Er ist in der Bringschuld, muss einen Platz finden und hatte mehrere Jahre Vorlaufzeit“, sagt Scheiwe. Vermutlich werden einige Eltern vor Verwaltungsgerichte ziehen.

Das Verhältnis von öffentlicher und privater Erziehung habe sich in den letzten Jahren in Deutschland gewandelt. „Im europäischen Vergleich ist die Bundesrepublik bei der frühkindlichen Erziehung eher ein Nachzügler. Wir nähern uns jetzt dem Modell von skandinavischen Ländern, Frankreich und Belgien an – in Belgien besuchten schon um 1900 etwa 60 % der über Dreijährigen eine Vorschule“, erklärt Kirsten Scheiwe. Sie forscht an der Uni Hildesheim über das Recht auf soziale Dienstleistungen und untersucht historisch-vergleichend die Kindergarten- und Vorschulentwicklung in Europa und den USA. Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab drei (seit 1996) und für Kinder ab einem Jahr (ab 2013) markieren diesen Prozess ebenso wie die zunehmende Einführung von Ganztagsschulen. „Die Angebote öffentlicher Erziehung wurden erweitert. Statt sie gegeneinander auszuspielen, sollten öffentliche und private Erziehung in Deutschland als gemeinsame Verantwortung stärker verzahnt werden“, sagt Scheiwe.

Zugenommen habe der Bedarf an Unterstützung durch Jugendhilfeangebote. Familien werden zum Beispiel vermehrt durch Frühe Hilfen, Familienhebammen und Beratung unterstützt. „Aber auch Inobhutnahmen durch das Jugendamt und familiengerichtliche Sorgerechtseingriffe – staatliche Eingriffe zum Schutz des Kindeswohls – haben zugenommen. Die regionale Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsämtern, Schulen, Jugendamt und Familiengericht sollte gestärkt werden, das ist auch ein Ziel des Bundeskinderschutzgesetzes.“

Eine Forschergruppe um Kirsten Scheiwe betrachtet längerfristige sowie aktuelle Entwicklungen historisch und institutionell. Wie haben sich Kindergärten und Vorschulen in Europa und Nordamerika seit 1850 entwickelt? Wie lassen sich heutige Unterschiede und Gemeinsamkeiten erklären? Vom 10. bis 12. Oktober 2013 tagen etwa 50 Vertreterinnen und Vertreter der Rechtswissenschaften, Soziologie, Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Hildesheim. Erstmals wird auf der internationalen Forschungskonferenz „Kindergarten and preschool developments in Europe and North America" die Zeitspanne seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet. „Wo Kirche und Staat mit Erziehungsangeboten in starker Konkurrenz agierten, wurde die Ausbreitung von Betreuungsangeboten begünstigt“, so eine These. Bereits die Vorläuferkonferenz 2006 und das Buch „Child care and preschool development in Europe“ (Palgrave Macmillan) wurden stark nachgefragt.

„In der Debatte in der Bundesrepublik richtet sich der Fokus sehr auf die Erwerbstätigkeit von Frauen, im Mittelpunkt steht aber die Förderung von Kindern. Kinder sollen spielen, sich altersgemäß entwickeln und lernen können – nicht nur betreut werden. Die Qualität bei der Schaffung von Kita-Plätzen und auch in der Kindertagespflege ist entscheidend“, sagt Scheiwe. Allerdings seien die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher derzeit „nicht angemessen“ und führen zu hoher Fluktuation, Fachkräftemangel und Engpässen.“


(Aus der Verlautbarung der Uni Hildesheim vom 26.07.13)

Fachhochschule Nordhausen: Reservoire für Königinnen?

Wie die „Thüringer Allgemeine“ aktuell berichtet, fand am Wochenende in Bad Blankenburg das 17. Lavendelfest statt, in dessen Verlauf und als Höhepunkt mit der 22jährigen Julia Arndt die neue Lavendelkönigin gekürt wurde, die nun für ein Jahr Bad Blankenburg bei entsprechenden Gelegenheiten repräsentieren soll.

Was den festlichen Vorgang für Nordhausen interessant erscheinen lässt ist die Tatsache, dass Julia Arndt Studentin an der Fachhochschule Nordhausen ist. Und das weckt natürlich die Erinnerung an Martina Rothe, ebenfalls Studentin der FH Nordhausen, die im Juni nahe Hasselfelde am Bienenstand des Dr. Werner Greiner zur diesjährigen Bienenkönigin gekürt wurde. Und das ist, wie ich meine, immerhin ein gesellschaftlicher Imagegewinn für die Fachhochschule Nordhausen, der durchaus der Erwähnung wert ist.

Zum Bild: Bienenvater Dr. Werner Greiner mit der aktuellen Bienenkönigin Martina Rothe (links) und ihrer Vorgängerin Tanja Janca

Samstag, 27. Juli 2013

Rainer Brüderle (FDP) lässt hoffen

Im Vorfeld des Sommerfestes der Nordhäuser FDP Anfang Juli in der Traditionsbrennerei fand eine Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der FDP in Schleswig Holstein, Wolfgang Kubicki und dem etwas zu spät gekommenen MdB Patrick Kurth statt. Von der ich den besten Eindruck von der Aufgeschlossenheit beider Politiker mitnahm. In meinen Bericht hatte ich u.a. betont: „Ich ... erhielt auf alle meine Fragen – teilweise auch im Zusammenwirken mit dem FDP-MdB Patrick Kurth (zum
Beispiel bei der Neujustierung des EEG-Gesetzes und der Strompreisbremse) Antworten in einer Ausführlichkeit, die mich freute,“(Ende des Zitats). Patrick Kurth hatte auf meine Frage zum EEG geantwortet, er sei mit Fraktionschef Rainer Brüderle gerade zu diesem Thema in intensiven Gespräch, das zu einer Deckelung des Strompreises führen solle.
Nun erhalte ich die Mitteilung, dass die FDP den Bau neuer Solaranlagen verhindern will, über die auch inzwischen die Tagespresse berichtet. Im „Tagesspiegel“ zum Beispiel, die sich ja besonders der Energiewende widmet, äußerte Brüderle, dass jeden Tag neue Solaranlagen gebaut und installiert werden, „die wieder für 20 Jahre eine Förderung erhalten, die Schieflage verstärken und Strom teurer machen“. Brüderle reagiert damit auf Schätzungen von Experten, nach denen die EEG-Umlage, mit der Ökostrom finanziert wird, zum Jahreswechsel erneut kräftig steigen wird. "Die Energiewende braucht einen Neustart", ist Brüderle überzeugt. Die hohen Stromkosten würden sonst am Ende Arbeitsplätze kosten.

Wollte ich jetzt um Objektivität bemüht sein, müsste ich einräumen, dass das Thema Energiewende sehr viel komplexer ist, als es nach dieser Aussage Brüderles klingt. Denn auch die Verhinderung weiterer Solaranlagen würde Arbeitsplätze kosten. Aber auch das ist nur ein Aspekt. Und wenn die über 1500 Betriebe, die angeblich in diesem Jahr von der EEG-Umlage befreit werden, ignorieren, dass ihre Befreiungen die privaten Stromverbraucher tragen müssen, kann man von mir als Stromverbraucher nicht erwarten, objektiv zu sein. Hier also, und in dem Falle, kann und will ich schon deshalb nicht objektiv sein, zumal ich aus meiner Froschperspektive die ganze Komplexität eh nicht überschauen kann. Und deshalb ziehe ich mich auf den Standpunkt zurück, dass die Auffassung und das Vorhaben Brüderles – und wohl auch Kurths – und damit der FDP, wohlbedacht ist. Wobei natürlich völlig offen ist, inwieweit sich diese Vorstellungen verwirklichen lassen. Immerhin aber ist ja auch die CDU der Auffassung, dass das EEG-Gesetz einer Neujustierung bedarf, um die Stromkosten nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Forderung des Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt interessant, der für die Zeit nach der Bundestagswahl im September ein eigenes Energieministerium für nötig hält. In der „Rheinischen Post“ begründet er diese Forderung: „Ein derart anspruchsvolles Projekt wie die Energiewende muss von einer zentralen Stelle aus gesteuert werden", sagte Hundt. "Die Aufteilung zwischen Kanzleramt, Umwelt-, Wirtschafts- und Verkehrsministerium ist alles andere als optimal", erklärte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). "Vor allem aber brauchen wir eine grundlegende Veränderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, damit die ungebremste Subventionierung der erneuerbaren Energien beendet wird", ist sich Dieter Hundt sicher. 

Galerie in der Burg stellt Programm des 2. Halbjahres vor

Während in der Galerie der Historischen Kemenate der Burg Großbodungen noch bis 17. August die höchst bemerkenswerte Ausstellung "Inspiration Barock - Kunsthandwerk im Stil der alten Meister" von Olaf Frenzel zu sehen ist (der Südharz-Kurier berichtete am 19.06.) lenkt Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen den Blick der interessierten Öffentlichkeit schon mal auf das Programm in der Burg im 2. Halbjahr 2013 mit
der Werkschau von Heide Liesaus (Heiligenstadt), dem Denkmaltag mit Willy Brandt, einem Konzert und
der Weihnachtspost.

Das 2. Halbjahresprogramm der Großbodunger Burggalerie startet am 1. September mit der Eröffnung einer umfangreichen Retrospektive der in Heiligenstadt lebenden Künstlerin Heide Liesaus. Frau Liesaus stammt aus Oberschlesien und wirkte nach dem Studium der Kunsterziehung von 1967 bis 2003 als Kunstlehrerin in Erfurt, und zuletzt am Elisabeth Gymnasium in Heiligenstadt. Von 1973 bis 1991 nahm sie an den jährlichen Spezialkursen in „Landschaftsmalerei“ und „Menschlicher Figur“ der bedeutenden Thüringer Künstler Otto Knöpfer und Otto Paetz teil. In den Techniken des plastischen Gestaltens bildete sie sich bei Werner Löwe und im keramischen Gestalten bei er Mühlhäuser Künstlerin Marion Walther weiter. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen, u.a. im
Heimatmuseum Heiligenstadt, im Thüringer Landtag und im vergangenen Jahr in der Kunsthalle in Arnstadt widmeten ihr das Literaturmuseum Heiligenstadt (1992) und die Sparkasse Witzenhausen (1993) eigene Austellungen.
Die in Großbodungen geplante Werkschau will das vielfältige Schaffen der Künstlerin zeigen. Etwa 50 Arbeiten in den Techniken „Zeichnung, Öl und Graphik“ werden ergänzt durch Keramikarbeiten der Künstlerin. Als Laudatorin der Vernissage am 1.09, 16.00 konnte die renommierte Kunstwissenschaftlerin Prof. Dr. Heide Richter (Erfurt) gewonnen werden. Bis zum 10. November wird die Ausstellung zu sehen sein, die von den Eichsfeldwerken, der Volksbank Heiligenstadt, der Kreissparkasse Eichsfeld und von Autohaus Peter dankenswerterweise unterstützt wird.
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals am Sonntag,8.09. steht in Großbodungen im Zeichen des 100. Geburtstages des bedeutenden deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt (1913-1992). Unter dem Titel „Willy Brandt ans Fensters“ stellt Prof. Dr. Raban Graf von Westphalen das Treffen Brandts mit der DDR-Führung in Erfurt in
den Mittelpunkt und fragt nach den Folgen dieser ersten deutsch-deutschen Begegnung im März 1970. Gezeigt werden zudem Fotografien von diesem Treffen aus dem Archiv der Thüringer Allgemeinen und der Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung Berlin. Der Vortrag findet um 12.00 Uhr statt und wird um 15.00 Uhr wiederholt.
Um 11.00 und um 14.00 bietet Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen Führungen „Von der Burg zur Kemenate“ anläßlich 350 Jahre Errichtung der Kemenate in der heutigen Form an.
Am Sonntag, dem 20.10., 16.00 Uhr stellt in der neuen Reihe:„Junge Künstler musizieren in der Kemenate“: Benjamin Weis (Heiligenstadt) sein Können auf dem Violoncello vor.
Die mittlerweile traditionelle Weihnachtsausstellung der Galerie vom 16.11. bis 15.12. steht unter dem Thema „Warten auf Weihnachtspost“ - So grüßten Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann vor 100 Jahren“ -Reiner Schmalzl (Heyerode) präsentiert interessante Exponate aus seiner historischen Postkartensammlung.
Die diesjährige Saison beschließt am 1.12., 1. Adventssonntag der trationelle Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerk in der Kemenate.
Wir laden zu allen Veranstaltungen herzlich ein.
Informationen:

Galerie in der Burg / Café in der Kemenate
Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen
Fleckenstraße 41
D - 37345 Großbodungen / Thüringen
Tel. 036077 18934
www.galerie-in-der-burg.de

Bildnachweise: 003jpg “Marktfrau in Krakau” von Heide Liesaus, Foto Gräfin von Westphalen
0011jpg “Heide Liesaus”, Foto Gräfin von Westphalen

0051jpg Historische Kemenate, Foto Gräfin von Westphalen
Großbodungen
TA-Roland Obst.jpg “Willy Brandt in Erfurt”, Foto Thüringer Allgemeine
4jpg: Weihnachtspostkarte, Foto Reiner Schmalzl

Freitag, 26. Juli 2013

Auch der Kreiswahlausschuss meldet Ergebnis

1. Sitzung des Kreiswahlausschusses am 26.07.2013 — Zugelassene Kreiswahlvorschläge für den Wahlkreis 189

Der Kreiswahlausschuss des Wahlkreis 189, unter Vorsitz der Kreiswahlleiterin,
Frau Jutta Krauth, hat heute alle neun Kreiswahlvorschläge für die Bundestagswahl 2013 am 22.09.2013 zugelassen.

Eingegangen sind beim Kreiswahlbüro des Landratsamtes Nordhausen nachfolgende Kreiswahlvorschläge:

·         Manfred Grund für die CDU
·         Sigrid Hupach für Die Linke
·         Carmen Listemann für die SPD
·         Steffen Dreiling für die FDP
·         Norbert Sondermann für Bündnis 90/Die Grünen
·         Thorsten Heise für die NPD
·         Heiko Windisch für die Piraten
·         Susann Mai für die ÖDP / Familie ..
·         Marco Josef Tasch für die FREIEN WÄHLER

Stimmberechtigt im Kreiswahlausschuss sind neben der Vorsitzenden sechs Beisitzer, die sich nach dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl 2009 wie folgt zusammensetzen: zwei Beisitzer aus der CDU, zwei Der Linken und jeweils einer aus SPD und FDP.


Der Kreiswahlausschuss nahm Einsicht und prüfte die eingereichten Unterlagen. Er sah keinen Grund für die Nichtzulassung eines Bewerbers.

Welche Bedeutung kommt wohl aktuell Marketing zu?

Bei „Schwerdt-Blog“ (das ich schätze), las ich gerade von der Läuterung, die im Marketing zu verzeichnen sei. Die Bloggerin meint, dass die Zeit, in der Ehrlichkeit als Antithese der Werbung galt, vorbei sei. Spätestens seit dem Siegeszug der Social Media und der wachsenden Transparenz, der selbst so gewiefte Persönlichkeiten wie letztens Anthony Wiener (?) - gemeint scheint der Skandalpolitiker Anthony Weiner zu sein, der gerade in New York Bürgermeister werden möchte – nicht entgehen können, hätten Ehrlichkeit und Offenheit im Marketing Einzug gehalten, meint Yvette Schwerdt. Unternehmen versprechen immer seltener, was sie nicht halten können und versuchen, Beschönigungen weitgehend zu vermeiden. Noch bemerkenswerter sei aber, so Schwerdt weiter, dass einige Firmen im Zuge ihrer Ehrlichkeitsbestrebungen jetzt sogar dazu übergehen, die Vorzüge ihrer Wettbewerber zu beleuchten. Und führt dabei mit dem Lebensmittelproduzenten General Mills sogar ein Beispiel an.

Das könnte man als höchst positive Entwicklung werten, meine ich, wenn da nicht gerade Thorsten Hennig-Thurau – seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler und Prof. für Marketing & Medien u.a. an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – in Harvard Business Manager recht überzeugend argumentiert haben würde, dass die einstige Königsdisziplin Marketing in vielen Unternehmen nur noch als Beiwerk gilt. Schuld seien kurzsichtige CEOs (geschäftsführende Vorstände eines Unternehmens), aber auch die Zukunft des Marketings selbst. Der Wissenschaftler stellt fest, dass Marketing heute in vielen Unternehmen keine treibende Kraft mehr sei. Und bezeichnet das als beklagenswerte Erkenntnis. Zwei Drittel der Vorstandsvorsitzenden der größten deutschen Unternehmen seien Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Juristen, nur jeder fünfte CEO hat zuvor im Marketing gearbeitet. Und als noch schlimmer bezeichnet es der Professor, dass nach einer Fournaise-Studie nur 10 Prozent aller CEOs angeben, die Arbeit ihrer Marketingmanager zu schätzen.
Neu ist das allerdings nicht, denn schon seit Ende vergangenen Jahres gibt es nach der Veröffentlichung einer McKinsey-Studie und auch des Markenverbandes OWM massive Kritik am Marketing. Die zentralen und übereinstimmenden Ergebnisse waren damals, dass bei digitalen Kommunikationskanälen 85 Prozent der Media- und Kommunikationsentscheider nach eigenen Angaben überfragt sind. Nur 15 Prozent hatten damals ein klares Verständnis, welchen Mehrwert einzelne Kommunikationskanäle liefern. Es hat sich offenbar nichts geändert.
Da scheint es schon fast konsequent, argumentiert Prof. Thorsten Hennig-Thurau, dass einige Firmen wie beispielsweise der US-amerikanische Online-Dienst AOL, der Unterhaltungskonzern Walt Disney oder der Unterhaltungselektronikhändler Best Buy Marketing als Vorstandsaufgabe für überflüssig halten. Marketing ist in vielen Unternehmen zu einer Unterabteilung degradiert worden, die gerade mal als Schnittstelle mit der Werbeagentur fungiert oder die operative Preissetzung übernimmt. Welche Bedeutung dann also der eingangs ausgemachten zunehmenden Ehrlichkeit im Marketing zukommt, die die Bloggerin Yvette Schwerdt zu erkennen glaubt, müsste demnach noch herausgefunden werden.

Was ich hier zusammengetragen habe ist natürlich Theorie, deren praktischer Wert gestern in Gesprächen in einer interessanten Unternehmerrunde Thema war. Für mich Anreiz, dem Thema in der Realität mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

12 Parteien in Thüringen zur Bundestagswahl 2013 zugelassen

Der Landeswahlausschuss hat in seiner Sitzung am 26. Juli 2013 zwölf Parteien zur Bundestagswahl 2013 in Thüringen zugelassen. Beschwerden gegen die Entscheidungen des Landeswahlausschusses können bis Montag, den 29. Juli 2013 an den Bundeswahlausschuss eingelegt werden. Die Beschwerde ist schriftlich oder zur Niederschrift beim Landeswahlleiter einzulegen.
(Eine Mitteilung des Wahlleiters Thüringen)

Hoher Anteil der Geringverdiener in Deutschland

Deutschland sei Europameister der Billiglöhner, heißt es in einem aktuellen Bericht im „Handelsblatt“. Unter Berufung auf das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtet die Fachzeitung, dass fast jeder vierte Beschäftigte in Deutschland für einen Niedriglohn von weniger als 9,54 Euro pro Stunde arbeitet.
Als am Wirtschaftsgeschehen interessierter Mensch besorgte ich mir die Studie, die folgenden Wortlaut hat:



institution logo

Im internationalen Vergleich hoher Anteil der Geringverdiener in Deutschland

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
In Deutschland verdiente im Jahr 2010 knapp ein Viertel aller Beschäftigten weniger als 9,54 Euro brutto pro Stunde. Das geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Damit ist der Anteil der Geringverdiener hierzulande größer als in anderen westlichen EU-Ländern. Wenn man ausschließlich Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt, ist der Anteil in Deutschland mit rund einem Fünftel etwas niedriger, aber im Vergleich immer noch relativ hoch.
Wie in international vergleichenden Analysen üblich wurde in der IAB-Studie die Niedriglohnschwelle bei zwei Drittel des nationalen Medianlohns angesetzt. Der Medianlohn ist der mittlere Lohn: Die eine Hälfte aller Beschäftigten verdient mehr, die andere Hälfte weniger als den Medianlohn. Dieser Definition folgend lag die deutsche Niedriglohnschwelle im Jahr 2010 bei einem Stundenlohn von 9,54 Euro brutto.

Die Forscher weisen darauf hin, dass Niedriglohnbeschäftigung nicht unbedingt mit Einkommensarmut einhergehen muss: „Die Armutsgefährdung hängt nicht nur vom individuellen Bruttolohn, sondern auch von anderen Einkünften, von der Wirkung des Steuer- und Transfersystems und vom Haushaltskontext ab.“

Länderübergreifend sind Frauen, Jüngere, Geringqualifizierte, Ausländer, befristet Beschäftigte und Arbeitnehmer in Kleinbetrieben unter den Geringverdienern überrepräsentiert. Die Niedriglohnquoten von Frauen und Teilzeitbeschäftigten sind in Deutschland besonders hoch. Zu den Geringverdienern zählen nicht nur Geringqualifizierte: Mehr als 80 Prozent der Geringverdiener in Deutschland haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Wie viele von ihnen auch entsprechend ihrem Ausbildungsabschluss eingesetzt sind, geht aus den der Studie zugrundeliegenden Daten allerdings nicht hervor.

Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten ist in Deutschland bereits seit den 90er Jahren deutlich gestiegen, ebenso ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung. „Einerseits könnte die zunehmende Verbreitung von Niedriglöhnen die Chancen für Erwerbslose vergrößern, wieder in Arbeit zu kommen. Andererseits wird sie als Teil eines breiteren gesellschaftlichen – und sozialpolitisch problematischen – Trends zur Polarisierung der Erwerbseinkommen gesehen“, schreibt der Arbeitsmarktforscher Thomas Rhein.

„Niedriglohnbeschäftigung kann nicht allein unter dem Gesichtspunkt ihrer Verteilungswirkungen betrachtet werden. Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist zu fragen, ob mehr Niedriglohnjobs für Beschäftigungsgewinne sorgen und die Arbeitslosigkeit reduzieren können, weil sie auch wettbewerbsschwachen (zum Beispiel gering qualifizierten) Arbeitskräften Chancen bieten“, betont IAB-Forscher Rhein. Im Ländervergleich lässt sich allerdings nicht feststellen, dass ein größerer Anteil von Geringverdienern mit einer niedrigeren Arbeitslosigkeit und einem höheren Beschäftigungsstand einhergeht.
(25.07.13 Aus dem Fundus des idw-wissenschaftlichen Dienstes)



Verblasst gelb schon wieder?

Die Werbung war verheißungsvoll: Nordhausen sollte gelb werden, verhieß die Baumarktkette Max Bahr, ein Tochterunternehmen der kürzlich in die Insolvenz gegangene Baumarktkette Praktiker. Das war im März. Die Verheißung droht nun bereits wieder zu scheitern, denn nach einer aktuellen Meldung von „heute.de“ steht nun auch Max Bahr vor dem Aus. Die Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaften würden ein Insolvenzverfahren wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit beantragen, teilte das Unternehmen mit. 


Wie es in der Meldung hieß,galt Max Bahr bisher als Hoffnungsträger des Konzerns. Zahlreiche Praktiker-Märkte waren in die etablierte gelbe Marke umbenannt wurden, damit das Unternehmen vom Discounter-Image wegkommt. Zuletzt gab es 132 Max-Bahr-Standorte, für die Marke Praktiker sind es in Deutschland 169 (Stand Ende März). Im In- und Ausland hat der Konzern rund 18.000 Mitarbeiter, bei Max Bahr sind es nach eigenen Angaben etwa 3.700. Es solle nun ein Insolvenzplanverfahren bei Max Bahr durchgeführt werden, hieß es in der Mitteilung weiter - es hat in der Regel die Sanierung des Unternehmens zum Ziel. Dass eine Tochter durch die strauchelnde Mutter mit in die Insolvenz gerissen wird, ist durchaus kein Einzelfall. 

Donnerstag, 25. Juli 2013

Fleischkonsum in Deutschland:

Zahl der Vegetarier verdoppelt sich/genereller Trend zu weniger Fleisch

Viel Wirbel hat es in den vergangenen Tagen um eine Broschüre des Jobcenters Pinneberg gegeben, die sich an (angehende) Hartz-IV-Empfänger richtet. In ihr wird über Modalitäten des Antragsverfahrens, die dafür benötigten Formulare und deren bessere Verständlichkeit informiert. Und es werden einige Anregungen zu einer sparsamen Lebensführung gegeben, zu denen auch der Fleischkonsum gehört. Dass dieses Thema ganz grundsätzlich aktuell und diskutabel ist, lässt die folgende Verlautbarung der Universität Hohenheim leicht erkennen:

Von unbekümmerten Fleischessern, Flexitariern und (Lebensabschnitts-) Vegetariern:
Universitäten Göttingen und Hohenheim veröffentlichen Studie zum Fleischkonsum in Deutschland.
Mit 3,7 % hat sich der Anteil der Vegetarier in Deutschland innerhalb von 7 Jahren verdoppelt. 13,5 % der Deutschen würden dagegen mehr Fleisch essen, wenn es billiger wäre, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim. Dazwischen gibt es eine große Bandbreite von Menschen, die bewusst wenig Fleisch essen (Flexitarier, 11,6%) oder ihren Fleischkonsum reduzieren wollen (9,5%). Insgesamt lässt sich bei 60 % der Deutschen eine generelle Bereitschaft für einen geringeren Fleischkonsum feststellen. Die deutsche Agrar- und Fleischwirtschaft solle daher verstärkt auf geringere Mengen und dafür höherere Qualität setzen, so der Rat der Autoren.

Veggie-Days, Tierschutz, Fleischskandale: in den letzten Jahren wird verstärkt über Fleischkonsum diskutiert. Allerdings liegen bisher wenig verlässliche Zahlen vor. In einer in der Fachzeitschrift FleischWirtschaft veröffentlichten Repräsentativbefragung haben Agrarwissenschaftler der Universitäten Hohenheim und Göttingen deshalb untersucht, wie hoch der Anteil der Vegetarier und der Wenig-Fleischesser (Flexitarier) in Deutschland heute ist und welche Motive sie antreiben.
Der Anteil der Vegetarier an der deutschen Bevölkerung (alle Personen über 18 Jahre) liegt bei gut 3,5 %. Nur eine sehr kleine Gruppe von unter einem halben Prozent lebt vegan. Im Vergleich zur letzten repräsentativen Erhebung, der Nationalen Verzehrsstudie II aus dem Jahr 2006, hat sich der Vegetarieranteil damit ungefähr verdoppelt.

Insgesamt zeigen 60% der Deutschen Bereitschaft für weniger Fleisch
Erstmals erhoben wurde der Anteil der Flexitarier, d. h. derjenigen Menschen, die bewusst möglichst wenig, nur ganz selten oder nur bestimmte Qualitäten von Fleisch essen. Er liegt bei 11,6 %. Weitere 9,5 % der Befragten geben an, ihren Fleischkonsum in Zukunft verringern zu wollen. Drei Viertel der Deutschen sehen ihren Fleischkonsum bisher als eher unproblematisch an.
Allerdings spielen bei vielen Personen dieser Gruppe Nachhaltigkeitsmotive eine wichtige Rolle bei Konsumentscheidungen. „Durch entsprechende Maßnahmen wie zum Beispiel Informationskampagnen ließe sich der Anteil der Deutschen, die bereit wären, Ihren Fleischkonsum einzuschränken, auf 60 Prozent steigern“, so Prof. Achim Spiller, der an der Universität Göttingen Lebensmittelmarketing lehrt. Rund 13,4 % der Verbraucher würden wahrscheinlich mehr Fleisch essen, wenn Fleisch billiger würde. Die kleinste Gruppe von 2 % beabsichtigt, zukünftig in jedem Fall mehr Fleisch auf den Teller zu legen.
„Der Trend zum weniger Fleisch essen wird wahrscheinlich auch in Zukunft anhalten, da dahinter meinungsprägende Trendgruppen unter den Verbrauchern stehen. Die deutsche Agrar- und Fleischwirtschaft sollte daher verstärkt auf less but better setzen“, so Prof. Achim Spiller.

Fleischkonsum sinkt mit höherem Einkommen
Rund 2/3 der Vegetarier sind Frauen. Zusammenhänge zum Alter lassen sich nicht feststellen. Vegetarier sind in allen Altersgruppen anzutreffen. „Der Fleischkonsum nimmt mit steigendem Bildungsgrad und höherem Einkommen ab“, so Prof. Harald Grethe, Professor für Agrarpolitik an der Universität Hohenheim.
„Die Häufigkeit des Fleischkonsums wird maßgeblich von Gesundheitsmotiven bestimmt“, so Anette Cordts, die an der Universität Göttingen die Befragung koordiniert hat. „Tierwohl spielt insbesondere für die Vegetarier und bedingt auch für Flexitarier und reduktionswillige Fleischesser eine Rolle, relativ wenig dagegen für die große Gruppe der unbekümmerten Fleischesser. Auch Umweltschutzbedenken führen zu einem geringeren Fleischkonsum, allerdings ist in weiten Teilen der Bevölkerung bisher kaum ein Bewusstsein für die Umweltproblematiken der Produktion tierischer Lebensmittel vorhanden.“

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

(Eine Publikation des idw-wissenschaftlichen Dienstes vom 22.07.2013)

Gesellige Atmosphäre zum Kunstgespräch

Die der Kunst zugeordneten Vortrags- und Gesprächsveranstaltungen im Kunsthaus Meyenburg gestalten sich - neben den Führungen durch die jeweilige Ausstellung – zunehmend zu einem annehmlichen gesellschaftlichen Event, das wohl noch aus seinen anfänglichen äußeren Beeinflussungen herausfinden muss. Die derzeit ganz sicher in der Ferien- und Urlaubszeit, den derzeitigen Tagestemperaturen und vielleicht auch an den Uhrzeiten der angesetzten Veranstaltungen bestehen. Mit dem Kunsthaus, seiner Leiterin, der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, und dem Förderverein des Kunsthauses, besitzt Nordhausen aber hervorragende räumliche und personelle Voraussetzungen, in der sich eine kunstorientierte Interessengemeinde finden, orientieren und thematisch austauschen kann.

Gestern stand „Kunst und Kaffee“ auf dem Programm, dessen Thema der Hamburger Künstler Horst Janssen war, von dem ein Teil seiner Werke aus dem Bestand des Kunsthauses derzeit in einer Ausstellung in deren Räumen zu sehen ist. Vorgesehen war bei Kaffee und Kuchen ein kurzer Vortrag zum Leben und Schaffen des Künstlers mit Gelegenheit zu Gesprächen mit Susanne Hinsching zum Thema. Oder auch der Kunst im allgemeinen.

Ich räume ein, dass ich aufgrund der Temperatur des Tages zunächst zögerte, die Veranstaltung zu besuchen, mein Interesse am Thema dann aber doch überwog. Es mag anderen Interessenten ähnlich, allerdings mit einem negativen Entschluss, gegangen sein, denn es waren nur wenige Gäste gekommen, die zunächst erfreut feststellten, dass die Temperatur in den Räumen des Kunsthauses äußerst angenehm war. Und die Leiterin des Kunsthauses trotz der geringen Beteiligung vortrug, was thematisch vorgesehen war: Aphorismen des Künstlers aus seinem Leben, Denken und Schaffen. Ich beschränke mich hier auf zwei Beispiele, die ich aufgezeichnet habe, und mir bemerkenswert scheinen (wie ja eigentlich Alles um diesen Horst Janssen bemerkenswert ist):

Zu Horst Janssens „An und für mich“: „Da es nichts Einfallsreicheres und „Phantasievolleres“ gibt als die Natur, und da es nichts Skurrileres, Monströseres und Tolleres gibt als die menschlichen Verhaltensweisen – zeichne ich einfach AB – ABZEICHNEN ist die Devise. Allerdings muss man für ein solches Abzeichnen ein „angeborenes“ Auge haben. Das Auge, das Sehen ist das Talent, und dies Auge muss den Verstand und Intellekt dominieren.
UND das Auge muss in permanenter Übung sein. Es müsste „eigentlich“ auch im Schlaf kucken, wie bei den Hasen, die ja bekanntlich mit offenen Augen schlafen. Die Hand ist von sekundärer Bedeutung.“

Zu Horst Janssens Selbsbildnis 1994 (von dem kaum ein anderer Künstler in der Folgezeit so viele von sich geschaffen hat wie Janssen): „Sicherlich gibt es auch einen irrationalen Aspekt  in der Chose „Selbstbildnis“, zumal ich mich damals um nichts bekümmerte was um mich herum war. Als ich aber meine erste Kestner-Gesellschaft-Ausstellung präsentiert bekam, wurde ich per Journaille als Zeichner des Selbstporträts apostrophiert. Die zweite Ausstellung, zwei Jahre später (was ein Unikum in der Geschichte der Kestner-Gesellschaft ist), festige diesen Blödsinn – denn es waren höchstens fünf Prozent „Selbst“ aller ausgestellten Sachen. Und das war möglicherweise der Zeitpunkt, wo mich AUCH so was wie Spekulation  anfiel. Heute würde man sagen: ich wittere für mich – an all die „Motiv-Sucher“ im Trubel des Informel und andere AB-ART denkend, eine Marktlücke.
Dann kamen die 70/80er Jahre, wo ich mit mir umgehen konnte, wie ich wollte, bis ich „eigentlich“ keine rechte Lust mehr hatte, mich als „Porträt“ oder als Stilleben zu sehen. Und Ende der 80er gings dann in die Fratze, in die Groteske, Literatur- oder briefbegleitende Kritzeleien. So in etwa verhält es sich in meinem Falle mit dem Selbstporträt – grob gesehen. In der Wirklichkeit geht’s  natürlich, abgesehen vom Anfang, zwischenzeitlich vor – und zurück und drunter und drüber. Was noch eine Weile bleibt, sind Bilder von einem der auszog, sich zu erkennen und am Ende damit Geld zu verdienen. Beides gelang mir nicht.“

Anhand dieser Beispiele lässt sich schon erkennen, dass es einigen Gesprächs-, Klärungs- oder Klarstellungsbedarf gab, den man mit der Kunsthistorikerin trefflich erörtern konnte. Nämlich im Anschluss an ihren Vortrag draußen am Kaffetisch. Eine verbliebene, erneut noch kleiner gewordene Runde, die auch alsbald beendet werden musste, weil Susanne Hinsching zur Freigabe des sanierten Kriegerdenkmals ins Gehege musste. Schließlich ist sie ja auch Leiterin der örtlichen Denkmalschutzbehörde.


Sei schließlich noch darauf aufmerksam gemacht, dass heute um 19 Uhr eine Führung durch die Janssen-Ausstellung im Kunsthaus durch deren Leiterin stattfindet. Wie zu hören war, soll dabei ein Glas Rotwein für aufgelockerte Stimmung sorgen.

Klaren Kopf behalten

Die Hitzegrade oder auch die Schwüle, die derzeit vielfach tagsüber herrscht, lässt es mir sinnvoll erscheinen, meine körperlichen und auch geistigen Aktivitäten vermehrt in die frühen Morgenstunden zu verlegen. Ich mache mich also frühzeitig auf den Weg, um meiner Beweglichkeit willen, freue mich über die Erscheinungen in der Natur – der Sonnenaufgang gehört dazu – und überlege ansonsten, was ich mir auf meinem Weg an Themen mitgenommen habe.

In meinem Beitrag „Natur versöhnt“am Montag hatte ich beklagt, dass ein Teil des Weges, den ich damals wählte, so schlecht war, dass ich über meinen Gedanken fast ins Stolpern gekommen wäre. Die Gefahr bestand gestern weniger: ein beträchtlicher Teil des gewählten Weges ist in einer Weise freigelegt, dass sich mir der Gedanke aufdrängte, da sei mit Chemie nachgeholfen worden. Jedenfalls war leicht zu erkennen, wo es lang ging.

In der vergangenen Woche beschäftigten sich die Medien mit einer Bertelsmann- Gesellschaftsstudie, in der es unter anderen um den Gemeinsinn der Deutschen ging. „Focus“ hatte diesen Bericht mit „Deutsche identifizieren sich kaum mit ihrer Nation“. Ich denke, eine Antwort darauf liefert die „Thüringer Allgemeine“ die u.a. berichtet, dass Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh in einem Gastbeitrag für die „Junge Union“ mit der Formulierung „Ein Volk steht auf“ eine Formulierung wählte, die an eine Rede des Propagandaministers im Hitler-Deutschland erinnern würde. Und der Eisenacher Kreisvorsitzende der JU Felix Elflein macht Thüringens Landwirtschafts- und Umweltminister Jürgen Reinholz zum Vorwurf, einen Vergleich mit der Hitler-Jugend gezogen zu haben.


Für die jungen Leute, die sich da angeblich betroffen fühlen und glauben, sich gegen solche Vergleiche verwahren zu müssen, ist Nazi-Deutschland zeitlich jedenfalls eine ferne geschichtliche Erinnerung. Aber irgendwer findet immer wieder Vergleiche mit Zitaten aus jener Zeit. Und unterstellt, der Sinn sei noch immer der gleiche wie damals. Und das bedeutet meines Erachtens nichts anderes, als dass jene Ära noch immer in den Köpfen vieler Leute festsitzt. Und der Begriff der Nationalität sofort Ängste hervorruft, man könne ein solches Bekenntnis mit nazistischem Denken in Verbindung bringen. Und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Und hat seine Ursache auch sicher nicht in den derzeitigen täglichen Hitzegraden.  

Mittwoch, 24. Juli 2013

Kriegerdenkmal nach Sanierung freigegeben:

„Ein Signal an die Nachgeborenen, sich gegen Nationalismus stark zu machen“

Nordhausen (psv) „Mit der Sanierung soll nicht die Kriegs-Verherrlichung aufpoliert werden. Es geht in erster Linie um Mahnung und auch darum, das Gedenken an alle Opfer wach zu halten, die in diesem ersten der furchtbaren Weltkriege einem überzogenen Nationalismus zum Opfer fielen, aus welchen Gründen auch immer.“ Das sagte heute Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh anlässlich der Freigabe des sanierten Nordhäuser Kriegerdenkmals am Gehege. Die Sanierungen hatten mit ersten Bestandsgutachten im Jahr 2008 begonnen. Das Denkmal stammt aus dem Jahr 1925.Es steht unter Denkmalschutz.

„Und es geht um das Signal an die Nachgeborenen, sich gegen Nationalismus stark zu machen, der ganz Europa, große Teile der Welt und letztlich Deutschland bereits zweimal ins Verderben gestürzt hat. Gerade aus diesen Gründen freue ich mich, dass wir das Denkmal vor dem weiteren Verfall retten konnten“, sagte Dr. Zeh weiter.

So wurde z.B. das gesamte Kriegerdenkmal gereinigt, vorhandener Bewuchs und Graffiti entfernt, fehlende Natursteine ergänzt und der gesamte Natursteinkörper neu verfugt.V iele Klinkerplatten mit den Namen der gefallenen Soldaten waren gebrochen und in Ihrer Oberfläche bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Daher wurden nach der Anfertigung einer Schriftvorlage für die alte Schrift 146 Klinkerplatten neu gefertigt sowie Platten, welche noch restaurierbar waren mit Klinkerergänzungsmaterial restauriert. Nach der Restauration der Klinkerplatten mussten die Klinkerergänzungen und auch viele andere Bereiche vom Schriftenmaler überarbeitet werden, um die Namen wieder zu vervollständigen. So wurden ca. 500 Schriftergänzungen vorgenommen.

Die Hecken um das Denkmal herum zurückgeschnitten. Im nächsten Frühjahr werden diese wieder neu austreiben. Die Bauarbeiten wurden vom Büro arko Bauplanung GmbH aus Nordhausen begleitet. Die Baukosten betragen ca. 70.000,00 €.


<B>Nach rund einjähriger Sanierung wurde heute das Kriegerdenkmal freigegeben. Im Bild Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh, Projektverantwortlicher Heiko Müller vom städtischen Bauamt und Susanne Hinsching, Leiterin der städtischen Denkmalschutzbehörde</b>

Rinke: „Wir wollen nicht Geld abholen, sondern etwas bringen“:

 Förderverein Theater Nordhausen spendet 10.000 Euro für Sanierungsgutachten / Oberbürgermeister: „Bespieltheater ist keine Option für Nordhausen!“

Nordhausen (psv) „Dass die Nordhäuser Bühne ein Bespieltheater wird, ist keine Option. Solche Gedanken sind abwegig.“ Diese Position werde er auch bei den künftigen Verhandlungen mit dem Land um Zuschüsse vertreten. „Das Nordhäuser Theater hat sich in der Vergangenheit aus eigener Kraft erhalten, macht es aktuell besonders erfolgreich und wird dies auch in Zukunft tun können.“
Das sagte heute Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (5.v.l.) . Anlass war die Übergabe von 10.000 Euro Spendenmitteln, die der Förderverein des Theaters zur Verfügung stellt zur Finanzierung eines Gutachtens zur Sanierung des Theaters. Die Übergabe fand im Europazimmer des Rathauses statt im Beisein des Vorstands des Fördervereins (im Bild)

Fördervereinsvorsitzende Barbara Rinke – Amtsvorgängerin von Dr. Zeh - (2.v.l.) sagte, „viele kommen immer ins Rathaus und wollen Geld haben. Wir wollen heute etwas bringen!“ Der Förderverein habe „nach kurzer und heftiger Diskussion“ ein einstimmiges Votum abgegeben, für das Gutachten das Geld zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen damit natürlich auch ein Zeichen setzen mit Blick auf das Jahr 2017, wenn unser Theater 100. Geburtstag feiert“, so Frau Rinke weiter. „Und wir hoffen, dass das Land natürlich auch seinen Beitrag leistet – etwa in Form von Fördermitteln zur Modernisierung unseres Theaters. Um es fit zu machen für die kommenden 100 Jahre“, so Frau Rinke weiter.

„Diese Spende ist ein wichtiges und tolles Zeichen! Das umso wichtiger ist, als es direkt aus der Nordhäuser Bürgerschaft kommt. Zumal 10.000 nicht irgendeine Summe ist. Deshalb bin ich sehr dankbar“, sagte Dr. Zeh. „Denn es ist auch ein Signal in Richtung Land mit einer klaren Botschaft: Uns Nordhäusern ist das Theater etwas wert!“ Der aktive Förderverein zeige mit seiner vielfältigen Präsenz „dass die Gründung des Nordhäuser Theaters, sein Fortbestand und seine Zukunft eine Sache der Nordhäuser Bürger war und ist.“


Dr. Zeh verwies darauf, „dass es hier nicht um eine Luxussanierung geht. Viele technische Einrichtungen unseres Theaters sind nicht mehr zeitgemäß. Mit Hilfe der Sanierung werden Mitarbeiter von schwerer körperlicher Arbeit entlastet.“ Er wünsche sich, dass viele einheimische Firmen von den Sanierungsaufträgen profitierten. „Denn was gibt es schöneres für einen Handwerker, wenn er später mit seinen Kindern oder Enkeln am Theater vorbeigeht und ihnen sagen kann: Hier habe ich meinen  Anteil dran.“