Montag, 23. Januar 2012

Schicksale junger Menschen in der Hauptstadt der DDR kein Thema?

Am Freitag wurde im Foyer des Nordhäuser Rathauses eine Wanderausstellung eröffnet, die Aufschluss gibt über den leidenschaftlichen Kampf junger, den Sozialdemokraten nahestehender Menschen in Berlin von 1945 bis 1961. Er ist des Erinnerns wert.

Zu dieser Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, in dem es eingangs heißt, dass die Ausstellung – die im Mai 2007 im Berliner Abgeordnetenhaus erstmals gezeigt wurde - an den Mut und den Selbstbehauptungswillen junger Leute in Berlin der frühen Nachkriegsjahre erinnert. Über die Sektorengrenzen hinweg setzten sie sich als Mitglieder und Freunde einer Gesamtberliner Jugendorganisation, die FALKEN, für eine demokratische Entwicklung Deutschlands und Berlins ein. Sie zahlten dafür zum Teil mit langen Jahren politischer Haft, einige sogar mit ihrem Leben (Ende des Auszugs).

Die Existenz einer solchen Jugendorganisation in Berlin und das Schicksal nicht weniger ihrer Mitglieder in der Konsequenz ihres Selbstbehauptungswillens ist hier – wie sich Gesprächen zum Thema dieser Ausstellung entnehmen lässt – weitgehend unbekannt. Umso mehr konnte man erwarten, dass die Ausstellung großes öffentliches Interesse auslösen würde. Die Teilnahme an der Eröffnung der Ausstellung am Freitag war indessen so spärlich, dass man zweifeln möchte, ob überhaupt Interesse an diesem Thema besteht. Vielleicht aber wurde es durch den ausführlichen Bericht der nnz geweckt? Oder schon hinreichend befriedigt?

Die Überlegung dazu wurde durch ein Bild und einen Bildtext angeregt, den die TA ihren Lesern als Ergebnis dieser Eröffnung bot. Sollte das ausreichend sein? Etwa neugierig machen? Es ist ja in bestimmten Bereichen – etwa bei Ausstellungen – ständige Übung der Printzeitung,lediglich mit einem Bild und einem knappen Bildtext aufzuwarten. Während die Internetzeitung durchweg ausführliche Berichte – tunlichst noch mit einigen Bildern, oder gar noch zusätzlich einem Film – über derartige Ereignisse berichtet.

Man kann darüber wohl unterschiedlicher Meinung sein. Wie es ja wohl ganz allgemein auch über die lokale Berichterstattung ganz grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen geben mag. Neulich stieß ich auf eine Ansprache von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zu diesem Thema. Seiner Auffassung nach heißt ja lokale Berichterstattung nicht Provinzialität, sondern im Gegenteil: Das Große des Weltgeschehens mit dem Kleinen der überschaubaren Nachbarschaft zu verbinden. Sei das Kunststück, das Lokalzeitungen und deren Macher Tag für Tag vollbringen. Regionalzeitungen seien Garanten der Vielfalt unserer Presselandschaft, deren Qualität nicht in der Begrenztheit besteht, sondern im Herunterbrechen nationaler Begebenheiten und Ereignissen auf die lokale Perspektive, im Sinne von: Wie wirkt ein solches Ereignis in der lokalen Sichtweise?

Hier, denke ich, breche ich nicht herunter, sondern ab, und kehre an den Ausgangspunkt zurück: Philipp Schweizer, Landesvorsitzender der FALKEN schickte mir gestern den Text seines verlesenen Laptop-Manuskripts „zur Verwendung“. Ich werde es in meinem Archiv unterbringen, denn der Bericht vom Samstag in der nnz scheint mir doch ausreichend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen