Montag, 16. Januar 2012

Das große Erinnern an Rudolf Hagelstange




Mit großer Neugier nahm ich gestern an der Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg teil, die dem größten Literaten Nordhausens, Rudolf Hagelstange zu seinem 100. Geburtstag gewidmet war.. Heidelore Kneffel hatte diese Ausstellung ausgerichtet Und gestaltete sie gestern auch inhaltlich. Wofür sie viel Beifall und von Dr. Cornelia Klose, Kulturamtsleiterin der Stadt Nordhausen, einen Blumenstrauß als Anerkennung erhielt.

Ausstellungen und Veranstaltungen im Kunsthaus Meyenburg stellen in aller Regel gesellschaftliche Ereignisse dar und sind stets gut besucht. Der gestrige Anlass allerdings brachte das Kunsthaus an die absolute Grenze seines Besucher-Fassungsvermögens. Unter denen sich auch mehrere Nachkommen des studierten Philologen Rudolf Hagelstange befanden.

Oberbürgermeisterin Barbara Rinke begrüßte sie alle und übergab danach der Kuratorin der Ausstellung das Mikrofon.

Und angesichts ihrer nun folgenden Laudatio, die natürlich das literarische Lebenswerk des Schriftstellers in den Mittelpunkt stellte, wurde mir bewusst, dass ich ja mit Wissenslücken ins Kunsthaus Meyenburg gekommen war. Denn Kneffels Ausführungen über Hagelstanges Werke waren so ausführlich, dass mein eigenes Wissen dadurch noch beträchtlich erweitert wurde. Und mehr oder weniger dürfte es auch vielen anderen Gästen so gegangen sein.

Und da bleibt mir einzuräumen, dass ich erstmals auf Rudolf Hagelstange – allerdings als Journalisten - aufmerksam wurde, als er 1952 den Deutschen Kritikerpreis erhielt. Es gäbe einiges darüber zu berichten, nur wurde die öffentliche Aufmerksamkeit dadurch erstmals wirklich auf ihn als Literaten gelenkt, weil damals sein „Venezianisches Credo“ in den Focus rückte Nachdem er 1946 vom ostdeutschen Nordhausen in den Westen gewechselt war und beruflich als Journalist tätig wurde. Einer breiteren, kulturell interessierten Öffentlichkeit wurde Hagelstange als Romancier bekannt durch seinen Erstlingsroman „Spielball der Götter“, für den er 1956 den Julius Campe-Peis erhielt (zahlreiche seiner Bücher wurden bei Hoffmann &. Campe verlegt). Damit begann auch mein Interesse an Rudolf Hagelstange zu wachsen. Nachdem er mit dem schon 1946 erschienenen „Venezianischen Credo“ auf den Schild herausragender Lyriker gehoben wurde. Dass er als das aber allmählich, aber zunehmend, in das Visier der Kritiker geriet, die ihn fortan an diesen Sonetten maßen, verfolgte unsereiner mit Interesse. Sein Roman „Altherrensommer“ gab aber auch meines Erachtens wirklich einigen Anlass zur Kritik. Ich zählte mich damals zwar schon aus Zeitgründen nicht zu seinen ständigen Lesern, stellte aber einige seiner Bücher ins Regal in der Absicht, sie zu lesen, wenn später mal mehr Zeit dafür sein sollte. (Es kam nicht wirklich dazu.) Bücher aber wie „Die Puppen in der Puppe“ reizten schon aufgrund der Kritik zum lesen, von der man aus der DDR hörte,.

Neben seiner Bedeutung als Lyriker und Romancier wurde Hagelstange aber auch durch zahlreiche Auslandsreisen bekannt, bei denen er die deutsche Nachkriegsliteratur vertrat. 1959 erhielt er für seine Verdienste den Großen Verdienstorden der Bundesrepublik. Und vertiefte seine Popularität auch als Chronist der Olympischen Spiele 1960 in Rom und 1964 in Tokio. In seiner Grundeinstellung war er wohl Kosmopolit, der nicht nur in vielen Orten Deutschlands zuhause war, sondern auch in Europa und Amerika, wie seinen Reisebüchern zu entnehmen ist.

Heidelore Kneffel jedenfalls brachte mir gestern Rudolf Hagelstange in einer Weise nahe, die durch Inhalte bestimmt war: als Lyriker und Essayist vor allem. Als das er mit einigen seiner Bücher bei mir im Regal steht, aber eben nicht durch sie geoffenbart. Und öffnete den Blick auf die im Zusammenhang mit der Erinnerung an Hagelstange ausgestellten Bilder von Künstlern, mit denen er persönlich Verbindung pflegte. Und die - wie etwa der Maler und Grafiker Bernhard Kühlwein – seine Bücher teilweise auch illustrierten. Zu sehen sind Original-Graphiken, Zeichnungen , Lithografien und Holzschnitte von Künstlern wie Frans Masereel, Käthe Kollwitz und anderen.

Sei schließlich auch erwähnt, dass die Stadtbücherei Nordhausen seinen Namen trägt – warum nicht auch die zukünftigen Kulturbibliothek? - und am gestrigen Nachmittag am Geburtshaus Hagelstanges in der Oskar Cohn-Straße - oberhalb der Erreichbarkeit von Vandalenhänden - eine Gedenktafel angebracht wurde.

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